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literaturbegeistert

Posted on 13.8.2020

Ich habe lange gebraucht, um Worte zu finden, die meine Empfindungen zu diesem Werk gerecht werden. Ich kann nicht sagen, dass es eine besondere Geschichte ist. Sie ist sehr leicht und kurzweilig erzählt. Was mich jedoch beeindruckt hat, sind die biographischen Bezüge. Ich hatte schon einmal erwähnt, dass ich mich gerne mit dem Leben des Autors/ der Autorin beschäftige, bevor ich mich dem Werk oder der Wirkungsgeschichte widme. Durch Werke wie „Der Spieler“ bekommt man sehr viele Eindrücke zur damaligen Zeit. Bei „Der Spieler“ ist es das 19. Jahrhundert in Russland, aber auch in Frankreich und Deutschland. Denn Dostojewski selbst ist zu seiner Zeit durch all diese Länder gereist und verarbeitete seine eigene Gefühlswelt in diesem Werk. So beschreibt der Ich-Erzähler, Alexsej Iwanowitsch, als der Hauslehrer der Familie des russischen Generals und weiteren Bekannten, seine grotesken und fast schon humorvollen, aber auch intensiven Empfindungen. Er beschreibt beispielsweise seine unglückliche Liebe zu Polina, der Stieftochter des Generals. Der Leser bekommt den langsamen Verfall der Familie, aber ganz besonders den Abstieg Alexejs mit. Auch Dostojewski selbst geht zu seiner Zeit eine Beziehung zu einer gleichnamigen Frau ein, deren Beziehung jedoch bald scheitert. Ebenso verarbeitet Dostojewski seine Spielsucht in diesem kurzen Werk. Als Leser kann man diese Abhängigkeit und den Drang der Sucht nachzugehen intensiv nachempfinden. Das ist faszinierend und eindrucksvoll! Mit Raffinesse und Humor übersetzt Swetlana Geier wortgewandt und wortgetreu das kürzeste Werk Dostojewskis. Wortgetreu deswegen, weil französische Wortwahlen eben auch französisch bleiben, damit das nüchterne Erlebnis nicht an Wert verliert. Für mich als Einsteiger in die russische Literatur war dieses Werk perfekt. Ich kann nur sagen, dass die russische Literatur und somit auch Dostojewski selbst, vielleicht auch wegen meines russischen Hintergrunds, einen ganz großen Platz in meinem Herzen bekommen hat!

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