Queen of Hell
Als ich den Klappentext und die Leseprobe gelesen habe, war ich begeistert. Schon vor dem Lesen hatte ich unzählige Fragen im Kopf, die sich um das Implantat und die Handlung insgesamt drehten. Auch das Cover hat mich neugierig gemacht. Es passt super zu der Geschichte, die in einem Krankenhaus spielt, und ist dennoch düster genug, um auf einen Thriller hinzuweisen. Die Grundidee des Buches ist genial. Eine Chirurgin, welche zum ersten Mal mit einem Auto-Chirurgen vor Presse und Publikum operieren soll, bekommt einen Nanochip implantiert und erfährt, dass ihre Handlungen gesteuert werden können. Diese Idee hat bereits eine solide Grundspannung und regt zum Lesen an. Leider ging die Umsetzung nach hinten los. Der Anfang des Buches ist noch sehr spannend. Viele Fragen kommen auf und man kann noch nicht ganz nachvollziehen, wie und warum alles passiert. Durch kurze Kapitel, die in der Sicht von vier Personen geschrieben sind, ist auch ein gewisses Tempo da. Zu Beginn musste ich mich etwas an die Sichtwechsel gewöhnen, da ich persönlich nicht der Fan von schnellen Wechseln zwischen den Personen bin. Doch nach der "Gewöhnungsphase" bin ich damit gut zurechtgekommen. Leider nahm das Tempo, sowie die Spannung, nach und nach ab. Viele Situationen wirken gestellt oder sind vorhersehbar. Die Handlung zieht sich (besonders im Mittelteil) in die Länge. Das liegt unter anderem daran, dass einige der medizinischen Begriffe zu weit erklärt und ausgeschmückt werden, obwohl ein/zwei Sätze vollkommen ausgereicht hätten. Im Gegensatz zu den zu langen Passagen über diverse Geräte, kommen auch einige Stellen vor, bei denen man sich als Leser eine knappe Erklärung, die man schlussendlich nicht findet, wünscht. Die Operation mit dem Auto-Chirurgen wird beinahe krampfhaft aufgeschoben und es mach auch den Eindruck, als ob der Autor genau dies erzielen wollte. Die Operation aufzuschieben. Zu den Charakteren kann ich sagen, dass mir keiner von ihnen besonders gefallen hat. Da wäre Rita, die den Chip implantiert bekommt und nackt im Operationssaal aufwacht. Sie ist mir total unsympathisch, obwohl sie das "Opfer" darstellt. Ihre übermäßig gewollte Perfektion ging mir schon nach kurzer Zeit auf den Zeiger. Hinzu kommt ihre Schwester, um die sich Rita zwar sorgt, aber ständig vernachlässigt und abwimmelt. Für mich ist dies definitiv kein Zeichen von Sorge. Was mich ebenfalls gestört hat ist die Tatsache, dass Rita sich gegen den Chip wehren kann und solche Stromstöße aushält, bei denen alle Versuchspersonen bereits gestorben sind. Ebenfalls in ihrem Handeln gibt es einige unverständliche Dinge, bei denen man deutlich merkt, dass sie nur dazu gedacht sind, um unnötiges Drama zu verursachen. Finney hat mir von allen Charakteren am Besten gefallen. Und das, obwohl er als das "perfekte Böse" dargestellt wird und seine Handlungen vollkommen überzogen sind. Natürlich möchte er sich rächen, aber es auf diese Weise zu tun ist doch etwas sinnfrei. Wer entwickelt denn einen Chip, testet diesen an mehreren Personen, um sich an einem einzigen Menschen zu rächen? Dann wäre da noch Sebastian. Seine Handlungen waren von Anfang an vorhersehbar und überhaupt keine Überraschung. Genau wie die von Spencer. Er hat die Trennung von Rita nicht sonderlich überwunden, fährt regelmäßig an ihrem Haus vorbei und man weiß schon, dass er natürlich dann zur Stelle ist, wenn Rita in Schwierigkeiten steckt. Danke, aber nein. Das Ende des Buches ähnelt einer wirren Aufzählung von allen 08/15 Actionszenen. Dieses ständige "Nein! Doch! Nein! Doch!" macht die weiterführende Handlung vollkommen vorhersehbar. Da ist nichts, was man nicht schon erwartet hätte. Keine große Überraschung. Keine Wendung. Nichts. Es scheint, als ob der Autor versucht hätte, jede erdenkliche Spannung, egal auf welche Art und Weise, in das letzte Drittel zu stecken, weshalb es dementsprechend wirkt. Dazu kommt, dass die letzten Kapitel so wirken, als ob der Autor das Buch schnell zu Ende bringen möchte, ganz gleich wie es wird. Insgesamt war ich eher enttäuscht. Vor allem von der Umsetzung dieser grandiosen Idee, aus welcher man so viel machen könnte. Zu viele Längen, die unsympathischen Charaktere, die Vorhersehbarkeit und die gestellten Situationen hätten wirklich nicht sein müssen.