bibliomarie
Abschiede gibt es in allen Bereichen des Lebens. Abschied von einem geliebten Menschen, Abschied von einem Lebensabschnitt, Abschied von einer Illusion – Bernhard Schlink gibt in seinem Erzählband jeder Form eine Platz. Die Erzählungen sind kurz, scheinbar so einfach erzählt, manchmal in Ich-Form als lausche man den Erinnerungen des Erzählers, aber sie gehen sehr tief. Jede Geschichte hat mich auf ganz unterschiedliche Weise berührt. Es ist die große Kunst eines Schriftstellers Gefühle zu verdichten und dem Leser in einer Kurzgeschichte die Essenz nahezubringen. Auch wenn mir manche Geschichten thematisch näher waren, als andere – kaltgelassen hat mich keine. Jede Episode entwickelt sich langsam und leise nähert sich der Leser den Protagonisten an. Deren Gefühle und Gedankenwelt sind tiefgründig erfasst und auf wenigen Seiten entfaltet sich deren ganzes Leben. Ob gescheiterte Beziehungen, Verrat am Freund, übermächtige Schuldgefühle und Erinnerungen, es ist großartig, wie der Autor den Leser einbezieht. Ich möchte die Geschichten gar nicht einzeln beschreiben, jeder Leser sollte selbst den Zauber entdecken, aber hervorheben möchte ich „Daniel, my Brother“, die für mich – sicher auch aus persönlichen Gründen – der Höhepunkt des Erzählbands war. Ein grandioses Leseerlebnis.