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emswashed

Posted on 12.8.2020

Schwere Glaubensprüfungen in formvollendeter Sprache, erwartete mich in diesem Buch. Der von Gott Herausgeforderte in diesem Roman ist Mendel Singer, ein Jude wie er im Buche steht. Er lebt in einem kleinen russischen Dorf und hat sein bescheidenes Auskommen im Thoraunterricht für die Dorfkinder. In Traditionen verhaftet und mit großem Willen alle Leiden zu ertragen, lehnt er eine Behandlung der Epilepsie seines Letztgeborenen ab. Hat er doch schließlich noch zwei gesunde Söhne, eine hübsche Tochter und eine tüchtige Frau. Seine Prüfungen beginnen mit dem Heranwachsen seiner Kinder. Ein Sohn wandert nach Amerika aus, der andere geht zum Militär und seine Tochter vergnügt sich mit den Soldaten. Ein Ausweg scheint da die Ladung seines Sohnes zu sein, der seine Eltern bittet, in die USA zu kommen. Die Tochter wäre gerettet, doch Menuchim, der Jüngste muss zurückgelassen werden, schwachsinnig und ein Krüppel, bekommt er kein Visum. Mit dem geschäftlichen Erfolg seines emigrierten Sohnes scheint sich dann alles zum Guten zu wenden, doch Krieg bricht aus und würfelt noch einmal alles durcheinander. Sieger werden zu Verlierern und in Vergessenheit Geratene zu unerwarteten Helden. Ruhig und abgeklärt erzählt Roth die Lebensgeschichte Mendel Singers und packt in knapp 200 Seiten alles rein, was ihn selbst vielleicht vor 100 Jahren ausgemacht und bewegt hat. Die Menschen standen auf, suchten neue Lebenswege, die Welt war im Umbruch. Die Hürden zum großen Glück, sucht Roth im Glauben, in der Familie und im Krieg. Joseph Roth wurde nur 45 Jahre alt und starb 1939 an einer Lungenentzündung. Trotz seines jungen Alters, zeugt die Sprache in diesem Roman von einer Gelassenheit und Weisheit, wie ich sie selten las. Mag die Story vielleicht abgedroschen, die Charaktere tausendfach beschrieben sein, so komponiert Roth hier ein eigenes, feinsinniges und würdevolles Bild der Anfänge des 20. Jahrhunderts.

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