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Lucy

Posted on 12.8.2020

Die Geschichte handelt von Maja Carjesan, der Tochter eines gut betuchten Stoffhändlers. Sie ist ein Feenblut: Sie kann Magie wirken und lebt in dem Anwesen ihres Vaters, der jegliche spiegelnden Oberflächen aus dem Zuhause verbannt hat. Der Grund: Eines grauenhaften Tages wird der Feenkönig kommen, um Maja in die Welt hinter den Spiegeln zu locken. "Die Rabenkönigin" ist ein solides Buch. Nichts, was mich umgehauen hätte, aber dennoch eine schöne Leseerfahrung. Es lässt sich schreibstiltechnisch schön lesen. Die Hauptfigur Maja ist zwar nicht unsympathisch, wirkt aber im gesamten Buch nicht wirklich aktiv. Sie macht sich auf, gegen den Willen ihres Vaters, Schloss Rabenschwinge zu besuchen, um ihren geliebten besten Freund zu finden, der dort eine Anstellung als Musiker gesucht hat. Danach wird sie leider sehr stark von anderen Figuren durch den Plot geführt und zeigt selbst wenig treibende Kraft, um die Geschichte zu formen. Der einzige Grund, das nicht jeder andere ihre Rolle hätte übernehmen können, ist das Geheimnis ihrer Herkunft. Zudem spielt die Suche nach ihrem Freund Elejas leider keine sehr große Rolle mehr, nachdem Maja im Schloss ankommt. Da geht es um sehr viel mehr, und ich hätte mir gewünscht, dass Elejas mehr in der Geschichte sein würde als ihr Motiv, das Schloss aufzusuchen. Das hätte Konfliktpotential gehabt, das mir gefallen hätte. Am stärksten sind mir als Figuren Melysan, die Königin ohne Herz (cool!), und Corvyn, der Prinz gefangen hinter den Spiegeln (auch cool!) im Gedächtnis geblieben. Meiner Meinung nach hat die Autorin hier einen tollen Job gemacht. Die Figuren selbst sind interessant und prägnant, und ihre Beziehung zueinander ist ein starker Aspekt der Geschichte, und das obwohl sie nicht so intensiv thematisiert wird. Hier hat die Autorin meiner Meinung nach eine tolle Atmosphäre getroffen. An einigen Stellen wirkte die Geschichte für mich etwas überladen mit Motiven. Je weiter der Plot voranschritt, desto stärker formte sich in mir das Bild einer Welt, die die Autorin da präsentierte. Und immer wieder kamen noch Dinge hinzu, die ich nicht in die Welt einzuordnen wusste, weil sie aus heiterem Himmel eingeflochten wurden. Irgendwer wusste immer Bescheid, dass es noch diese Gottheit und jenes Artefakt gebe, die jetzt noch helfen könnten. Als Leserin wirkte dies für mich aus der Luft gegriffen. Ebenfalls ein wenig aus der Luft gegriffen war für mich die Liebesgeschichte dieses Buch. Sie nimmt nicht viel Platz ein, ist aber dennoch ein wichtiger Motivator für die Figuren. Ich bin kein großer Fan von Liebe auf den ersten Blick - aber hier handelt es sich um ein Buch mit Märchenelementen, also ist das vielleicht gar nicht so unpassend. Im Große und Ganzen hat mir "Die Rabenkönigin" gut gefallen, auch wenn es Stellen gab, an denen ich mir eine etwas andere Umsetzung gewünscht hätte.

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