gino-alessandro
Kemal ist 21 und seine Karriere als Fußballprofi ist bereits vorbei. Er hat sich zu einem Straßenrennen verführen lassen und bei einem Unfall seinen Fuss zertrümmert. Seine glanzvolle Zukunft ist damit so schnell vorbei, wie sie begonnen hat. Was er jetzt aus seinem Leben machen soll, steht für ihn noch in den Sternen. Wir begleiten ihn 3 Tage lang auf seinen Streifzügen durch sein Viertel Hawaii in Heilbronn. Es ist ein sogenanntes Problemviertel, ein Migrantenviertel und auch Kemals Familie kam einst aus der Türkei. Er war ein guter Schüler, hat aber das Gymnasium nicht abgeschlossen, weil ein Fussballvertrag winkte. Jetzt hat er keine Ausbildung, keine Freundin und keine Heimat mehr, denn sein Viertel scheint ihm fremd geworden. Er streift durch die Straßen, besucht eine türkische Hochzeit und eine deutsche Silberhochzeit, versucht seine Freundin zurückzuerobern und seinen Platz zu finden. Immer mehr drängt sich für ihn die Frage auf, was Heimat bedeutet und wo er diesen Platz finden könnte. Als in der letzten Nacht die Unruhen zwischen Nazis und Türken eskalieren, fast er seinen Entschluss, sich auf den Weg zu machen. Cihan Acar nimmt uns mit auf dieser Suche nach Identität und Heimat. Wieweit hat Identität mit Herkunft zu tun? Oder mit der Berufswahl? Oder mit Familie und Freundschaften? Der Protagonist kämpft mit allen diesen Fragen, die seine Person umkreisen und erkennt, dass er in Hawaii seine Antworten niemals finden wird. Die Probleme der Viertels hat der Autor gut eingefangen. Ich kenne Heilbronn nicht, aber ich kenne meine Stadt und in meiner Stadt gibt es auch ein Hawaii. Ist man dort geboren, sind die Chancen automatisch schlechter, stehen nicht mehr alle Türen offen. Kein Wunder, dass sich damit nicht alle zufrieden geben wollen. Die Unruhen sich heftig hier, aber auch irgendwie nachvollziehbar beschrieben und das aktuelle Geschehen in Amerika zeigt uns, dass es jederzeit so weit kommen kann. Mich konnte Kemals Geschichte fesseln und zeigt mir wieder ein Stück weit, die Probleme der zweiten Generation. Empfehlenswert!