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Alles fing damit an, dass wir die Protagonistin Jude und ihr Leben, das sie lebt, kennenlernten. Zusammen mit ihrem Vater lebt sie in einer Wohnung und hält sich und ihn mit Musik über Wasser. Nur so gelingt es ihr, die Miete aufzubringen, die sie dem Vermieter jeden Monat schuldet. Und einfach ist dies nicht, denn sie ist alleine für ihr beider Überleben verantwortlich. Eines Tages wird ihre Band für den Trauerzug der Voodoo-Queen Ivory Monette gebucht, in der sie – wie immer – ihre Jazztrompete spielt. Von diesem Tag an ist nichts mehr, wie es einmal war, und Ivory hat ganz plötzlich Besitz von ihr ergriffen. Und das nur aus einem Grund: Sie will unbedingt herausfinden, wer sie umgebracht hat. Die Idee für die Handlung fand ich sehr gut, wenngleich mich die Geschichte, bis zur Mitte hin, nicht wirklich mitgerissen hat. Ich kann nicht sagen, was mir persönlich gefehlt hat, aber für mich waren die Protagonisten, und damit meine ich alle, anfangs nicht greifbar oder gar interessant gewesen. Sie wirkten irgendwie müde vom Leben und platt. Jude gefiel mir hinsichtlich dessen nur, weil sie für sich eingestanden hatte und sich wirklich von Anfang bis Ende treu blieb. „Ich will kein Kleid, ich nehme meine bequeme Latzhose“, ist zum Beispiel eines ihrer Aussagen, die ich wirklich mutig fand. Immerhin hat sie das zu der Cajou-Queen Ivory Monette gesagt und die hatte vieles nicht witzig gefunden. Ivory war vom Charakter her verbittert, überheblich und schlichtweg nervig. Ich war froh, wie auch Jude, als sie schwieg. Eine alte Cajou-Queen die ihre guten Zeiten hinter sich gebracht hatte, wenn auch nicht freiwillig. Ich fand das von Jude daher wirklich tough. Dennoch fehlte mir einfach der Draht zu den Protagonisten. Ob es nun der Vampir Etienne war, die Queen Ivory, das Phantom, Jude selbst oder ihre Freundin Sofia. Mir kamen alle etwas zu glatt rüber, trotz ihrer Vergangenheit und den Situationen, in denen sie spielten und manche waren gar nicht so easy. Erst als die Schwestern des Phantoms ins Spiel kamen, entwickelte ich langsam mehr Sympathie und alles wurde greifbarer. Leider empfand ich das nicht viel anders bei der Handlung. Nach und nach wurden Dinge aufgedeckt, die ich zwar nicht erwartet hatte, aber auch nicht den großen Aha-Moment in mir auslösten. Es plätscherte nur so dahin, obwohl die Cajou-Queen Besitz von Jude ergriffen hatte und es eigentlich eine ganz spannende Situation ist. Dieser „Aha-Moment“ kam erst siebzig Seiten vor dem Ende der Geschichte und das war ein absoluter Überraschungsmoment für mich. Mit der Wendung hatte ich wirklich nicht (mehr) gerechnet. So wirklich überhaupt nicht. Erst dann war es wirklich spannend geworden und erst dann, konnte ich es nicht mehr beiseitelegen. Es ist nicht schlimm, wenn das Buch langsam beginnt, die Stadt, in dem Falle Baton Noir vorgestellt wird und man dann in die Geschichte hineinfindet, nach und nach die Protagonisten kennenlernt. Problem hierbei war einfach und das ist nur mein persönliches Empfinden: Es fehlte an wiederkehrenden Spannungsbögen. Dieser baute sich erst kurz vor Ende auf, was für mich zu spät war. Was sind schon siebzig Seiten? Nichts. Und das Buch hat nicht einmal viele Seiten. Für mein Empfinden, hätte man noch viel, viel mehr daraus machen können, inklusive Spannung, denn das hätte automatisch mehr Überraschungsmomente herbeigeführt und die haben wirklich gefehlt. Zum Ende hin waren alle Fragen beantwortet. Ein absolutes rundes, wenngleich komisches Ende, aber irgendwie auch eine Art Cliffhanger. Das Ende schien so, als würden noch 300 Seiten fehlen und eine nächste Handlung folgen. Ich vergebe daher vier Sterne, aber auch nur, weil es den Plottwist gab und wirklich der erste und letzte Überraschungsmoment in diesem Buch war.