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bastilkarton

Posted on 9.8.2020

Es gibt diese Bücher, die lange auf der Wunschliste stehen, dort aber auch erstmal bleiben. Die man unbedingt lesen möchte, um die man Ewigkeiten herumscharwenzelt, bis sie endlich den Weg in den Einkaufskorb finden. Genau so ein Buch war "Everything I didnt say" bei mir. Ich hatte dementsprechend hohe Erwartungen, da ich einfach so glücklich war, als ich es endlich in den Händen gehalten habe- und wurde leider etwas enttäuscht. Man muss dem Buch zu Gute halten, dass es ein etwas andere New Adult Buch ist und nicht jedes Klischee bedient hat, das man so kennt (was nicht heißt, dass es nicht ziemlich klischeehaft war, aber das werde ich noch genauer erläutern). Die Thematik fühlt sich weitaus erwachsener und ernster an, was für mich leider eher ein negativer als ein positiver Aspekt war. Ich persönlich mag leichtere Geschichten einfach lieber- das ist etwas, was ich an New Adult so liebe, das jugendliche Flair und die Ungezwungenheit. "Everything I didn't say" hat einem gezeigt, dass es eben nicht immer so läuft- dass das Leben manchmal andere Pläne hat, als man selbst, dass man nicht alles, was passiert, steuern kann. Man müsste das als etwas Gutes sehen- Autenthizität, Echtheit, Realismus. Aber dadurch, dass Carter nun einmal Schauspieler und (Spoiler) berühmt ist, wurde dieser Aspekt wieder etwas gedämpft. Jamie war mir als Protagonistin leider etwas unsympatisch. Sie war bockig und kindisch, wenn sie vor jeder Konfrontation davongelaufen ist und gar nicht erst hören wollte, was ihr Gegenüber zu sagen hat. Gleichzeitig hat sie jedoch anderen Menschen immer ihre Meinung ins Gesicht gepfeffert, war teilweise sehr unfreundlich und stur- es macht sie menschlich und diese Fehler sind ihr einzugestehen. Dennoch hatte ich somit Schwierigkeiten, mich mit ihr zu identifzieren. Sie war mir von Anfang an irgendwie zu ernst, hatte dann aber immer wieder so Phasen, wo sie sich anders verhalten hat, als ich es von ihr erwartet hätte- was es widerum schwierig gemacht hat, ein klares Bild von ihr zu bekommen. Carter hat mir da schon besser gefallen, obwohl er mir im Allgemein zu nichtssagend war. Er war nett, charmant und fürsorglich, aber dennoch wirkte er auf mich immer sehr oberflächlich. Die Arroganz, von der immer wieder gesprochen wurde, ist mir bei ihm weniger aufgefallen als bei Jamie- ich weiß auch nicht, irgendwie haben mich die Zwei als Paar nicht wirklich überzeugen können. Diese Harmonie, das Knistern hat mich zwischen ihnen gefehlt. Dieser Funke ist einfach nicht auf mich übergesprungen. Es hat mich nicht so mitreißen können, wie ich gehofft hatte. Dadurch bin ich nie wirklich emotional in die Geschichte eingebunden gewesen- ich hatte Distanz zu der Geschichte, den Charakteren und der Atmosphäre, sodass ich nie wirklich in dem Buch versunken bin- was schade ist. Aber ich möchte dieses Buch unter keinen Umständen schlecht reden. Vielmehr basiert meine Kritik auf persönlichen Vorlieben von mir. Der Schreibstil von Kim-Nina Ocker weiß von sich zu überzeugen. Klar und schnörkellos, dennoch wortgewandt auf seine Art. Das einzige Problem hier jedoch war, dass zwischen Carter und Jamie bei den Perspektivwechseln keinerlei sprachliche Unterschiede waren. Das ist letztlich Gang und Gäbe, dennoch ist es mir hier stellenweise wirklich nicht klar gewesen, wer von den beiden jetzt gerade das Wort führt. Nicht selten musste ich zurückblättern um mich noch einmal zu versichern, ob ich gerade richtig liege. Außerdem ist es wichtig, dass diese Thematik einmal angesprochen wird. Sie ist im Klappentext unter keinen Umständen zu erkennen, deswegen werde ich an dieser Stelle auch nichts sagen, um Spoiler zu vermeiden. Das Leben ist eben nicht immer einfach, sondern auch mal kompliziert und verworren. Das Drama hat mich manchmal aber einfach gestört- es war entweder an den Haaren herbeigezogen oder vorhersehbar. Gerade zum Ende hin konnte ich das Buch einfach nicht genießen, da ich immer diesen einen Konflikt erwartet habe- und als er dann gekommen ist, war das Buch schon fast vorbei. Was mich zu einem letzten kleinen Kritikpunkt bringt- das Ende fühlte sich nicht mehr authentisch an. Ich hatte zwar nichts anderes erwartet, dennoch ist mir dann alles plötzlich zu schnell gegangen. An dieser Stelle hätte ich mir dann noch ein paar Seiten mehr gewünscht, um das Ende, besonders den Epilog- nicht so zu überstürzen. Alles in einem muss ich einfach sagen, dass es nicht mein Buch war. Objektiv gesehen war es vom Schreibstil und der Thematik ein etwas unkonventionelleres und lebensnahes Buch, das nicht alle New Adult Klischees bedient. Subjektiv betrachtet hatte ich jedoch einige Probleme mit dem Schreibstil, den Charakteren und dem Plot. Ich hatte etwas anderes erwartet und wurde leider etwas enttäuscht, würde dennoch niemanden von diesem Buch abraten. Es gilt, sich eine eigene Meinung zu bilden.

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