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frauschafski

Posted on 9.8.2020

Der Herr ist freundlich „After the fire“ gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen einer kleinen, aber sehr streng reglementierten Sekte. Wie der Titel bereits verrät, gab es dort ein großes Feuer und wir folgen nun der 17-jahrigen Überlebenden Moonbeam durch ihre Erinnerungen an die Zeit vor dem Feuer. Da es, wie zu erwarten war, eine umfangreiche Ermittlung zu den Hintergründen der Sekte und dessen Führer Father John gibt, befindet sich Moonbeam in einer geschlossenen Anstalt, wo sie von einem Psychiater und einem FBI-Agenten befragt wird. An sich ist dieser Erzählungsaufbau geschickt gemacht, da sich automatisch die aktuellen Umstände mit der Vergangenheit verbinden und so nach und nach ein Bild vom Leben in der Sekte entsteht. Ein Bild, das äußerst verstörend uns aufwühlend ist. Und an dieser Stelle kommt wie so oft von mir ein Aber. Denn für mich hat dieses Buch zwei große Schwachstellen. Erstens zieht es sich leider zwischendrin. Der Autor versucht zwar, durch das allseits beliebe „Foreshadowing“ Spannung zu erzeugen, setzt dieses Mittel aber zu häufig ein. Das löst bei mir irgendwann leider nur noch ein genervtes Augenrollen aus mit dem Gedanken „Komm endlich mal zum Punkt.“ Die zweite Schwachstelle ist die Glaubhaftigkeit. Damit will ich dem Autor nicht unterstellen, dass er uns einen Bären aufbindet. Nur leider waren verschiedene Situationen so absurd, ich konnte sie mir schlicht und einfach nicht vorstellen. Das bedeutet nicht, dass es nicht möglich ist, absurde Situationen seinem Publikum glaubhaft zu machen, es gelingt nur leider in diesem Fall nicht. Dadurch bleibt die Story irgendwie der Realität entrückt. Fazit: Gute Idee, schöner Erzählaufbau, schwach in der Glaubhaftigkeit. Ich bin mir sicher, dass es ähnlich geartete Sekten überall auf der Welt gibt, aber was sie wirklich zusammen hält und welche Mechanismen dabei wirken, wird zugunsten des Erzähltempos unter den Tisch fallen gelassen.

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