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literary_marie

Posted on 6.8.2020

Die stetig ansteigende Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung hat das Leben im Jahr 2125 komplett neu geordnet: Der Smog ist so dicht, dass man die Sonne nicht mehr erkennen kann, der ansteigende Wasserpegel der Ozeane hat New York City komplett überflutet und im Winter wird es nie kälter als 25 Grad. Zu ihrem Schutz haben sich die Reichen eine Kuppel erbaut. Diese erstreckt sich über mehrere Kilometer und beherbergt eine künstliche Sonne, die für Wälder, grüne Wiesen und bepflanzbare Felder sorgt. Die Armen haben es allerdings nicht so gut. Sie müssen im überfluteten Teil von New York wohnen, der sogenannten Water-Zone. Hier stehen teilweise mehrere Stockwerke unter Wasser, Pflanzen haben keine Chance irgendwo zu wachsen und Hunger steht an der Tagesordnung. Die einzige Rettung für sie ist eine Reise nach New Earth, doch dafür braucht man wortwörtlich einen Sechser im Lotto. Isis stammt aus dieser Water-Zone. Gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Zach kämpft sie sich von einem Tag zum nächsten. Doch Isis hat einen Vorteil: Sie wurde an der gemischten Schule aufgenommen – eine Gelegenheit, die nur einzelne Bewohner der Water-Zone bekommen – und hat somit die Chance auf ein gebildetes und besseres Leben in der Zukunft. Auf die gleiche Schule geht auch Orion, ein Unantastbarer aus der Kuppel und der Sohn von New Earth Project-Gründer Arthur C. Parker. Isis und Orion haben nie viel miteinander zutun gehabt, doch während eines gemeinsamen Schulprojekts kommen sich die beiden näher. Es entwickelt sich eine Freundschaft, die aber schon bald wieder beendet werden soll, denn Isis‘ Familie hat ein begehrtes Ticket nach New Earth gewonnen und keiner ahnt, dass diese Reise ein ganz anderes Ende nehmen soll… New Earth Project ist ein fesselnder dystopischer Roman, den ich nicht mehr zur Seite legen konnte. David Moitet entwickelt eine Welt, die zwar 100 Jahre in der Zukunft, aber doch nicht so entfernt von unserer Gegenwart liegt. Klimaerwärmung, Umweltverschmutzung, zunehmende Digitalisierung und die Arbeitsablösung von Menschen durch Roboter sind Themen, die auch wir nur zu gut kennen, aber noch nicht ernst genug nehmen. Zwar bemühen wir uns nachhaltiger zu leben, doch die Natur erholt sich leider nicht so schnell, wie wir es gern hätten. Wie wird unser Leben also in 100 Jahren aussehen? David Moitet hat die Antwort: eindeutige Klassentrennung, keine Bildung für die Armen, nicht genug Arbeitsplätze, viel zu wenig Nahrung und dafür viel mehr Krankheiten. New Earth Project spricht aktuelle Probleme direkt an und zeigt seinen Lesern, wie unser Handeln das Leben von zukünftigen Generationen beeinflussen kann. Die Kuppel und die Water-Zone von New York im Jahr 2125 haben mich einerseits fasziniert, andererseits aber auch schockiert und das Leben von Isis und Orion hat mich völlig in seinen Bann gezogen. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, die Handlung geht zu schnell voran, ich hätte mir an einigen Stellen ein paar mehr Erklärungen und Ausführungen gewünscht und auch die wachsenden Gefühle zwischen Isis und Orion hätten meiner Meinung nach nicht sein müssen – die Handlung hätte auch wunderbar ohne Liebe funktioniert – doch eigentlich meckere ich gerade nur auf sehr hohem Niveau. New Earth Project ist ein wunderbarer Jugendroman, der unserer Generation ähnlicher ist als wir vielleicht denken.

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