Bibliaphilia
Inhalt „Wir können versuchen, sie zu verdrängen, hoffen, sie zu vergessen, sie über Jahre hinweg verleugnen, aber sie werden auf ewig ein Teil von uns sein.“ - C. I. HARRIOT Erin Summer leidet seit Jahren an Ohnmachtsanfällen, die häufiger werden je näher ihr 18. Geburtstag rückt. Schlimm genug, dass sie dafür in der Schule als Freak verspottet wird, muss sie auch noch erfahren, dass ihre unerklärliche Krankheit wahrscheinlich ihren Tod bedeutet. Als sie nach dieser Nachricht zunehmend das Gefühl verspürt, von einem Mann verfolgt zu werden, den niemand außer ihr sehen kann, glaubt sie, endgültig den Verstand zu verlieren. Doch schon bald muss sie erkennen, dass die Schattenwesen, die aufgrund ihrer angeblichen magischen Fähigkeiten hinter ihr her sind, furchtbare Realität sind und ihre einzige Chance auf Rettung im Ergründen der Vergangenheit ihrer verstorbenen Eltern liegt. Meine Meinung Mir hat am Buch besonders gefallen, dass man als Leser lange im Unklaren gehalten wird. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive Erins und ihres Verfolgers Finley erzählt, wodurch man eben immer nur so viel weiß, wie die beiden Protagonisten. Wohingegen man Erin schon von Anfang an gut kennenlernt, bleibt Finley lange undurchsichtig. Die Ausgangssituation hat sofort mein Interesse geweckt. Erin gibt trotz der Nachricht, dass sie bald sterben könnte, und dem Gefühl, allmählich den Verstand zu verlieren, nicht einfach auf. Es zeugt von Stärke, dass sie bereit ist, die unglaublichen Tatsachen, mit denen sie konfrontiert wird, zu verstehen und sich gegen ihre Verfolger zu behaupten. Besonders durch ihre schlagfertigen Sprüche wurde sie mir schnell sympathisch. An ihrer Seite hat sie ihre beste Freundin Nelly, die ihre unglaubliche Notlage ernst nimmt und sogar nützliche Hinweise beisteuert. Leider sind mir die Dialoge zwischen den beiden einfach zu albern gewesen, was auf Dauer sehr anstrengend war. Ich habe mich teilweise gefragt, ob ich zu alt für die Geschichte bin. Die raffinierten Schlagabtausche zwischen Erin und Finley konnten das aber aufwiegen. Finleys Kapitel konfrontieren den Leser schon zu Beginn mit Informationen und Charakteren, die man einfach noch nicht zuordnen kann. Die Fragen, die dadurch aufgeworfen werden, steigern die Spannung ungemein. Über ihn erfährt man zunächst nur, dass er in Erin als letzte Lichtspringerin eine so große Bedrohung sieht, dass er sie am liebsten sofort töten würde. Es fällt ihm daher schwer, den Schatten, der in ihm wohnt, zu kontrollieren, und sie, wie es von ihm verlangt wurde, lediglich gefangen zu nehmen. Seinen Auftraggeber Alistair betrachtet er daher auch zunehmend kritisch. Im Laufe der Geschichte gelingt es Erin, immer mehr Informationen über die Magie, die in ihr wohnt, zu sammeln und zu ergründen, warum sie verfolgt wird. Teilweise sind mir dabei aber leider ein paar Dinge unlogisch vorgekommen. Finley, der ihr stets auf den Fersen ist, erfährt durch Erins Entdeckungen auch viel über seine eigene Vergangenheit und muss schließlich alles, woran er je geglaubt hat, in Frage stellen. Die Dynamik zwischen Erin und Finley hat mir sehr gut gefallen. Ihre Annäherung vollzieht sich authentisch und nachvollziehbar. Die Fantasyelemente der Geschichte, zwei entzweite Sprungmagien und Wesen wie Dunkelschatten und Weltenwanderer, finde ich interessant, weil sie mal etwas ganz anderes sind. Ich hoffe allerdings, dass die Protagonisten im zweiten Band mehr über sie in Erfahrung bringen können. Bis zum Ende des Buches sind sie noch sehr undurchsichtig geblieben. Insgesamt ist es ein gelungener Auftakt, der viele Fragen unbeantwortet gelassen hat, sodass ich sehr gespannt bin wie es weiter geht.