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papierfliegerin

Posted on 4.8.2020

Der Schreibstil ist, genau so wie die gewählte Sprache, sehr „schwer“. Das Buch liest sich längst nicht so leicht, wie man es von anderen Romanen aus diesem Genre gewohnt ist – was aber durchaus seinen Charme mitbringt. Daniel Mason beschäftigt sich sehr viel mit Details, geht auf alles sehr genau ein und erzeugt das Gefühl, nebenbei noch enorm viel lernen zu können. Seine Wortwahl und Beschreibungen passen perfekt in die damalige Zeit und in das ferne Birma. Doch gleichzeitig verleiht es der Geschichte auch etwas kompliziertes – etwas fachliches, was einen schnell überfordern kann. Die Atmosphäre fehlte, bzw. kam nur stellenweise auf; was schlicht zu wenig war. Als Hörbuch entsteht schnell der Eindruck, überhaupt nicht mehr mitzukommen und den Faden schon nach wenigen Sekunden verloren zu haben. Das geschriebene Wort war zumindest für mich, absolut nötig. Vergleicht man die beiden Bücher, die ich schon gelesen habe, merkt man doch, dass Daniel Mason in „Der Wintersoldat“ deutlich mehr überzeugte, was den Stil, die Sprache und die Stimmung betrifft. Die erstaunlich wenigen Figuren, die in diesem Werk eine Rolle spielen, wollen auch nicht so recht begeistern. Edgar Drake als Protagonist wirkt oft sehr distanziert und unterkühlt, erscheint manchmal sehr unbedacht und naiv – ist schlicht nicht recht greifbar. Dabei ist der Klavierstimmer alles andere als unsympathisch, denn allein seine grenzenlosen Liebe zu seinem Beruf lassen das Leserherz schnell höher schlagen. Zu beobachten, mit wie viel Hingabe und Leidenschaft er arbeite, wie konzentriert er bei der Sache ist und wie sehr er dabei alles sich herum vergisst, bereitet große Freude. Er durchlebt ein unbeschreibliches Abenteuer; alles ist neu für ihn und er weiß überhaupt nicht, was auf ihn zukommt. In gewisser Weise ist seine Persönlichkeit also definitiv passend zur Geschichte. Dennoch sind nicht all seine Handlungen, Gedanken und Entscheidungen nachvollziehbar. Manches von dem, was er denkt und tut, ist beinah absurd leichtgläubig. Aber nochmal: Edgar ist kein schlechter Protagonist, er ist schlicht eigen und unterscheidet sich grundlegend von den gewohnten Charakteren. Alle andere Figuren, die im Laufe des Romans auftauchen, bekleiden nur eine Nebenrolle. So lernen wir als Leser beispielsweise auch die Ehefrau von Edgar kennen, die im regnerischen London bleibt, während ihr Mann ins ferne Birma reist. Es bleibt also kaum Zeit, diese Figur so richtig kennenzulernen, ehe sie wieder von der Bildfläche verschwindet. Ebenso verhielt es sich mit all den anderen, die einem auf der Reise begegnen. Kaum einer hinterließ einen bleibenden Eindruck und selbst der Arzt Dr. Carrol blieb eher blass. Meines Erachtens nach war es aber auch nicht nötig, die Charaktere alle genau auszuleuchten – das hätte die Handlung nur in die Länge gezogen. So bin ich also nicht der größte Fan der Besetzung dieser Geschichte geworden, konnte aber dennoch einige positive Aspekte finden und aufzählen. Das Grundgerüst des Romans – also das, was man im Klappentext erfährt – klingt erstmal sehr vielversprechend und voller Potential. Steigt man aber dann erst einmal in die Geschichte ein, kommt schnell die Ernüchterung. Der Einstieg ist noch verhältnismäßig interessant. Es passiert was; das Ganze tritt nicht auf der Stelle. Doch kaum dass Edgar die Reise nach Birma angetreten hat, wird alles extrem ruhig. Gefühlt geschieht ewig nichts, und danach auch nur wenig. Diese Passagen sind dann auch noch mit allerlei Geschichten von anderen Reisenden gespickt, die nur wenig mit dem weiteren Verlauf des Geschehens zu tun haben. Wären besagte Erzählungen wenigstens interessant gewesen, hätte man ihnen sicher was abgewinnen können; so aber sorgte sie nur für weitere Langeweile. Dazu kam, dass vieles, was Daniel Mason schreibt, zum kompliziert wirkt. Es gab einige Stellen, die man, wenn überhaupt, nur mit Müh und Not analysieren konnte. Zu viele Jahreszahlen, zu wenig aussagekräftige Plots. Doch auch in der Haupt-Story dümpelte alles nur so vor sich hin; fast so wie das Schiff, das den Klavierstimmer nach Asien verfrachtete. Zig Umstiege zogen auch die Reise sehr in die Länge. Angekommen im Kriegsgebiet hätte es eigentlich so richtig losgehen sollen; das zumindest wäre nur die logische Nachfolge der zu intensiven Ruhe gewesen. Doch selbst dort wollte sich so etwas wie Tempo und Spannung nicht blicken lassen. Es wurde zwar dann endlich etwas interessanter; vor allem in Bezug auf den Flügel und Edgar’s Bekanntschaft mit einer Frau, aber dieser letzte Funke wollte partout nicht zünden. Es ist jammerschade, immerhin ist die Handlung voller Möglichkeiten, hätte plotreich und actionlastig ausfallen können – tat sie aber nicht. Stattdessen verwirrt vieles, kommt nicht auf den Punkt und die unzähligen Namen und Verwicklungen untereinander, bringen alles andere als Licht ins Dunkel. Erst gen Ende schien sich der Nebel zu lichten. Alles nahm dann an Fahrt auf und es kam endlich die ein oder andere Überraschung, auf die man sehnsüchtig gewartet hat. Doch dann passiert plötzlich alles so schnell, so chaotisch und kaum greifbar. Und prompt war die letzte Seite angebrochen und ich als Leser blieb sehr ratlos zurück. Hatte ich das denn jetzt richtig verstanden? Leider wurde es auch beim zweiten Mal Lesen der letzten Passagen nicht besser. Sehr schade. FAZIT: „Der Klavierstimmer ihrer Majestät“ von Daniel Mason konnte leider überhaupt nicht mit der authentischen Stimmung und der realistischen Darstellung der damaligen Zeit, wie ich es von „Der Wintersoldat“ (ebenfalls aus seiner Feder) kannte, mithalten. Es fehlte an Authensität und Atmosphäre, an einer geraden Handlungslinie und vor allen an Plots, die für Spannung gesorgt hätten. Leider war diese Geschichte überhaupt nicht meins. Auch wenn nicht alles schlecht war, hängen wir deutlich hinter den 4 Sternen vom Wintersoldaten her. Falls ihr aber gern zeitgenössische Literatur lest und mit einem etwas komplizierteren Schreibstil zurecht kommt; gebt dem Roman eine Chance – die Idee und vor allem das Setting überzeugen durchaus.

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