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shades_of_paper

Posted on 3.8.2020

„Ein wenig Leben“ ist auf jeden Fall kein leichter Roman. Die unglaublich vielen Seiten, aber auch die harten und oftmals auch sehr deprimierenden Themen in diesem Buch machen es nicht unbedingt einfach zu lesen. Ich habe das Hörbuch gehört, welches 35 Stunden umfasst und ganz wunderbar von Torben Kessler vertont wurde. Besonders beeindruckend fand ich, wie Hanya Yanagihara es schafft, Jude und seine Freunde greifbar, nahezu menschlich zu machen. Man hat oft das Gefühl, die Gruppe schon sein ganzes Leben zu kennen. Ihre Schicksale sind daher für den Leser/ Hörer sehr bewegend. Leider meint es die Autorin nicht immer unbedingt gut mit ihren Figuren. Besonders das Leben von Jude ist von schrecklichen Vorfällen und vielen Unglücken durchzogen. Man begleitet ihn auf seinem Leidensweg, möchte immer mehr über ihn erfahren und ihn verstehen, andererseits aber auch die Augen zu machen. Ich habe mir so oft gewünscht, es möge doch jetzt bitte nicht alles noch schlimmer kommen, aber Hanya Yanagihara ist gnadenlos. Trotz all dieser Dinge, die das Buch zu einer harten Kost machen, gibt es auch immer wieder Begegnungen, Charaktere oder Situationen, die Hoffnung machen. Die ein Licht am Ende des Tunnels sind, und die das Leben von Jude, trotz all seiner Hürden, lebenswert machen. Diese Passagen waren sehr wertvoll und haben mir immer wieder Hoffnung gemacht, mich sogar ein- oder zweimal Freudentränen verdrücken lassen. Nach Beenden dieses Buches, kann ich nur sagen: Ja es ist nicht unbedingt einfach und es ist auch kein Buch, das „Spaß“ macht. Dennoch lohnt sich diese Reise. Die Komplexität der Geschichte und die vielen Botschaften, die sie uns vermitteln kann, sind es wert, gehört zu werden. Denn irgendwo auf dieser Welt gibt es Menschen, wie Jude St. Francis, deren Leben von Entbehrungen und Unglück gezeichnet sind. Und uns daran zu erinnern, dass wir für genau solche Menschen ein Licht am Ende des Tunnels sein können, ist wirklich wichtig. Und falls ihr euch irgendwann in eurem Leben einmal so fühlen solltet wie Jude, seid sicher, auch in eurem Leben wird es Menschen geben, die euer Leben lebenswert machen. Egal was kommt.

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