papierfliegerin
Auch in diesem dritten Band begeistert die Autorin wieder mit einem wunderbar spritzigen, humorvollen Schreibstil. Sie erzählt die Geschichte so alltäglich, voller Charme und Witz und kann trotz der Einfachheit ein klares, greifbares Bild der Geschehnisse erzeugen. Wieder einmal fällt es dem Leser nicht schwer, sich in die Handlung hinein zu denken und sich mittendrin zu fühlen. Und trotz des Humors büßt die Story nichts an Spannung ein; auch wenn es nach wie vor eine eher untergeordnete Rolle für mich persönlich spielte. In meinen Augen lebt diese Reihe zur Gänze von der heimeligen Atmosphäre, den lustigen Dialogen und den kreativen Einfällen, die die Autorin hier einbringt. Auch Simona Pahl macht wieder einen sensationellen Job. Doch im Grunde es ist wohl einfach ihrer jungen, authentischen Stimme zu verdanken, dass sie so gut zur Silber-Trilogie passt. Darüber hinaus begeistert sie aber auch durch unterschiedlichsten Tonlagen, perfekt platzierte Tempi-Wechsel und der Tatsache, dass sie jeder Figur etwas einzigartiges angedeihen lässt. Die Sprecherin allein lässt noch einmal einiges an Lebendigkeit und Authensität miteinfließen und zeigt so, dass es niemanden gibt, der es hätte besser machen können, als sie selbst. In Sachen Charaktere gibt es nicht mehr allzu viel zu sagen. Das meiste ist bereits in vorherigen Rezensionen gesagt worden. So war es wieder mal eine große Freude, Liv und ihre Schwester, aber auch Grayson und Florence wieder zu treffen und noch ein letztes Mal auf einem ihrer Abenteuer begleiten zu dürfen. Vor allen Dingen war es wieder ein Genuss zu sehen, wie unterschiedlich sie alle doch waren. Diese große Vielfalt an Charakterzügen, an Vergangenheiten und dadurch entstandenem Tiefgang ist für eine solche Jugenbuch-Reihe definitiv überraschend ausgeprägt. Liv ist als Protagonistin die perfekte Besetzung. Sie ist auf der einen Seite mutig, gewissenhaft und überaus sympathisch, gleichzeitig aber auch noch immer etwas unsicher, fast ängstlich und stellenweise sogar ein bisschen zu naiv für ihr Alter. Dieser Kritikpunkt über die 17-jährige Schülerin zieht sich schon von Band 1 durch die Trilogie, doch jetzt rückblickend hat Liv doch eine beachtliche Entwicklung an den Tag gelegt und konnte mich durchweg doch meistens zufriedenstellen, wenn nicht sogar begeistern. Sie kann überraschen, hat manchmal äußerst kluge Einflälle und ihre Kreativität stellt so leicht nichts in den Schatten. Kurz um: sie ist definitiv eine Sympathie-Trägerin mit dem Herz am rechten Fleck und eine große Bereicherung für die allgemeine Handlung. Wer hier auch wieder eine tragendere Rolle zugedacht bekommen hat, ist die 13-jährige Mia – Liv’s Schwester. Schon in Band 2 übernahm sie so manche Vermittlungsarbeit und ein gern gesehener Auftritt innerhalb der Geschichte. Doch hier wird sie zunehmend zur Protagonistin an der Seite ihrer großen Schwester und das erfreut sicher den Großteil der Leserschaft. Mit ihrer gewitzten, einfallsreichen Art und ihrem kindlichen Humor begeistert sie auf ganzer Linie. Wahrscheinlich ist man wohl auch deshalb nicht so streng mit ihr, weil sie eben noch ein Kind ist; während man die anderen Figuren eher misstrauisch beäugt. Sie wirkt einfach immer süß und niedlich, um keine Ausrede verlegen und eindeutig nicht auf den Kopf gefallen. Sogar den ein oder anderen Überraschungsmoment hat sie auf ihrer Seite. Weitere, tragende Figuren sind zum Beispiel der Stiefbruder der beiden Schwestern, Grayson. Ein attraktiver Good Guy, der das Herz jeder Leserin wohl im Sturm erobern wird. Ebenso wie Henry. Doch Florence, die Stiefschwester von Liv und Mia – mit ihr hatte man einen etwas holprigen Start; doch auch sie legt eine sichtbare Entwicklung an den Tag. Besonders auffällig ist auch die Wandlung anderer Charaktere. Während man zu Beginn, und auch noch im zweiten Band eine klare Vorstellung davon hatte, wer auf der guten, und wer auf der bösen Seite steht, kann man sich im großen Finale der Reihe überhaupt nicht mehr sicher sein. Diese Undurchsichtigkeit brachte zusätzliche Spannung mit ins Spiel und lässt jede Form von Langeweile im Keim ersticken. Der bereits in den Vorgängern angeteaserte Handlungsstrang rund um die Traumwelt in der sich Liv & Co. nachts regelmäßig treffen, wird hier im finalen Band nun fortgeführt und letztlich auch aufgelöst. In Band 1 keimt er langsam auf, wird eher unterschwellig durch den gesamten zweiten Band durchgezogen (obwohl sich dort sehr viel mit einem ganz neuen „Fall“ [wie ich es selbst genannt habe] beschäftigt wird – der aber eben auf das Finale hinarbeitet) und hier im dritten Band, nimmt er wieder den gewohnt großen Raum ein. Kerstin Gier hat hier noch einmal einiges eingebaut, mit dem man so nicht rechnet; sowohl auf der Spannungsebene als auch im Bereich Witz und Charme. Die Mischung aus Teenie-Alltag inklusive Schule, erste große Liebe, etc. und Fantasy-Aspekten ist ihr wunderbar gelungen und bringt jede Menge Abwechslung mit sich. Passiert nachts einmal nichts, weiß man direkt, dass einen in Liv’s Realität definitiv nicht langweilen wird. Von Hochzeit über Streit unter Mitschülern bishin zur großen Versöhnung ist jede Facette vertreten. Im Fantasy-Bereich schafft sie es problemlos, den Leser ans Geschehen zu fesseln und ihn zu animieren, selbst mitzurätseln. Sie führt uns bewusst in falsche Richtungen und erzeugt teilweise ganz banal eine Spannung, die sich sehen lassen kann. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass ich eigentlich zu „alt“ für diese Trilogie bin, doch in Sachen Unterhaltung macht man Kerstin Gier einfach nichts vor. Ich war von der ersten Seite der Trilogie bis zum Ende hin dauerhaft neugierig, wie sich schließlich alles auflöst und das allein spricht definitiv für die Reihe. Das Ende dieses Bandes ist ein mehr als würdiges Finale, das die gesamte Geschichte abrundet und den Leser zufrieden zurücklässt. Ein wenig mehr Action wäre zwar schön gewesen, war im Großen und Ganzen aber gar nicht nötig, um einen explosiven Abschluss zu erzeugen. Wunderbar einfallsreich und unterhaltsam, aber eben auch spannend und interessant verpackt. FAZIT: Auch der dritte und somit finale Band dieser Trilogie begeistert durch großartige Unterhaltung, die perfekte Portion Humor, Witz und Charme und jeder Menge Spannung. Zwar wieder kein absolutes Highlight (dafür fehlte es wohl mal wieder am alt bekannten Wow-Effekt) aber doch das wohl stärkste Buch der Reihe und das, mit den größten Überraschungen. Vielschichtige Charaktere, eine starke Handlung und der enorm mitreißende und packende Schreibstil von Kerstin Gier machen diesen All-Age-Roman mehr als lesenswert und zum krönenden Abschluss der Trilogie. Liv, Grayson, Mia und Co., ihr werdet mir fehlen.