Anna
Cover: Ich sage es wieder und wieder, aber ich liebe die Coverauswahl des Festa Verlages einfach. Dieses Cover ist im Grunde sehr schlicht, so zeigt es ja 'nur' ein Auge, allerdings gibt es dem Buch damit schon einen gewissen Charakter und passt zu dem düsteren Inhalt. Außerdem finde ich es genial ein offensichtlich gerötetes, strapaziertes Auge in Mitten totenblasser Haut für das Cover eines Buches zu verwenden, in dem es ja quasi genau darum geht: Menschen, die andere Menschen leiden sehen wollen. Für mich absolut passend. Meine Meinung: Wer mich kennt, weiß dass ich mich für alles düstere interessiere und so war mir der Begriff Snuff bereits bevor ich auf das Buch aufmerksam wurde natürlich kein Neuland. Umso interessanter machte es das Buch dadurch allerdings für mich, sobald ich den Titel und den Klappentext las, da ich zwar die groben Züge der Snuff Welt kannte, jedoch gerne mehr darüber erfahren wollte. Natürlich erwartete ich keine Informationen, wie man sie in Sachbüchern finden würde, allerdings versprach ich mir eine sehr spannende und grausame Geschichte, in deren Verlauf man mehr über die gesamte Szene erfahren würde. Was die Spannung und das Eintauchen in das Thema anging, wurde ich keinesfalls enttäuscht. Obwohl das Buch mit seinen knapp 500 Seiten ja doch eher zu den längeren, der in letzter Zeit von mir gelesenen Lektüren zählt, habe ich es in 2 Tagen durchgelesen- und dies in nur zwei Sitzungen. Sobald ich das Buch geöffnet habe, hat mich die Geschichte und der Schreibstil sofort gefesselt. So wollte ich stets wissen, was denn nun als nächstes passiert, wie es mit Sache xy weitergeht und was es denn nun mit gewissen Aspekten auf sich hat. Hierbei war der Schreibstil sehr flüssig, die Kapitellänge genau richtig und auch die kleinen humorvollen Momente ab und an genau richtig (auch wenn dieser Humor vermutlich nicht bei jedem als solcher ankommt, da er dann doch eher düster/makaber ist). Rein darauf bezogen, für mich ein perfektes Buch. Auch die Protagonisten fand ich von Beginn an genial, die guten, sowie die bösen, da sie allesamt stark ausgeprägte Charaktere und somit jeder seine eigene wiedererkennbare Note bei seinen Handlungen und Aussagen hatte. Leider, leider findet sich hier jedoch auch der Aspekt wieder, der mir weniger gefallen hat. Die Charakterentwicklung. Ein so wichtiger Teil einer Geschichte, der mich hier im Bezug auf die weibliche Hauptprotagonistin Lisa sehr enttäuscht hat. Empfand ich sie anfangs noch als interessante und toughe Protagonistin, so ging sie mir irgendwann nur noch auf die Nerven und ich ertappte mich oft beim genervt Schnauben oder Augenrollen. Möglicherweise liegt das an meiner eigenen ,sehr deutlich gegensätzlichen Einstellung zu einem Aspekt der Änderung, den ich aus Spoiler Gründen nicht nennen möchte, aber ich glaube auch abgesehen davon, war es einfach ein wenig too much. Wenigstens die restlichen Protagonisten fand ich durchgehend sympathisch/interessant, wie immer natürlich besonders die bösen... Ein weiterer kleiner Kritikpunkt für mich ist, dass die Geschichte insgesamt in eine andere Richtung ging, als ich nach dem Klappentext zu urteilen, erwartet hätte. So ist es beispielsweise wirklich kaum detailliert oder brutal geschrieben, denn das meiste wird der eigenen Fantasie überlassen. Nicht schlimm, aber für Fans der Extreme wie mich, ein wenig Schade. Auch 'die grausamen Dinge, die sie tun wird' existierten dann doch nicht wirklich... der Klappentext leitet hier ein wenig fehl, doch versteift man sich nicht auf dessen Versprechungen, ist es immer noch ein sehr gelungenes Buch. Zuletzt hat mir allerdings der Epilog wirklich sehr missfallen, so schloss er in meinen Augen ein so tolles Buch wie dieses absolut nicht würdig ab, sondern hinterließ einen extrem langweiligen, faden Nachgeschmack. Fazit: Das Buch war etwas anders als dem Klappentext nach erwartet, jedoch trotzdem alles in allem wirklich gelungen. Nach kleinen Abzügen bekommt es von mir 4/5 Sterne und eine Leseempfehlung.