Isbel
Das Gift der Schlange führt uns ins 18. Jahrhundert in ein kleines fiktives deutsches Fürstentum. Die Ankunft des Marchesen sorgt für viele Spekulationen, rangen sich doch viele Geschichten um ihn. Es heißt, er sei ein Spion, doch wem er treu ist, ist unbekannt. Und dies nicht nur den Personen im Buch, sondern auch lange Zeit dem Leser. Es fallen die Namen verschiedenster Geheimbünde, auch die Kirche könnte der Auftraggeber sein, aber sicher ist sich niemand. Ich selbst habe daraufhin gefiebert, endlich zu erfahren, wem Marchese treu ist, und vor allem, was genau seine Mission ist. Aber Barbara Drucker lässt einen eine ganze Weile zappeln, bis sie Stück für Stück die Geheimnisse enthüllt. Marchese mochte ich am Anfang nicht. Ich fand ich viel zu sehr von sich selbst überzeugt und eitel. Aber im Laufe des Lesens habe ich ihn besser kennen und mögen gelernt. Zwischendurch war ich richtig in der Zwickmühle, weil ich die Gräfin zu Anfang lieber mochte und hoffte, dass sie das ganze Durcheinander von Intrigen und Machtspielen überlebt und der Marchese nicht Hand an sie legen muss, um seinen Auftrag zu erfüllen. Am Ende war allerdings alles ganz anders als gedacht. Giacomo, der Diener des Marchese, hat sich im Gegensatz zu seinem Herrn, schnell in mein Leserherz geschlichen. Eine treue Seele, die definitiv mehr ist, als nur ein Diener. Die Handlung und der Spannungsbogen sind fantastisch aufgebaut. Marchese, die Gräfin, der Minister und der Kardinal, sie alle spielen ihre Spiele und wollen nach dem Mord am Thronfolger ihre Macht sichern, indem sie die anderen Kinder des Fürsten gegeneinander ausspielen. Dabei denken einige nur an sich selbst, andere arbeiten für etwas Größeres. Und dann ist da noch ein weiterer Spion, der alles dafür tun würde, damit der Marchese versagt. Wieso, weshalb, warum bleibt lange im Dunkeln, aber er sorgt für einige Wendungen in der Geschichte. Es entwickelt sich ein richtiges Verwirrspiel zwischen den Personen und auch mit dem Leser. Der Schreibstil von Barbara Drucker ist unglaublich passend. Vor allem in actionreichen Szenen schreibt sie derart, dass man die Hektik und Eile der Personen beim Lesen spürt. Sie trifft einfach die richtige Stimmung. Sei es im Kampf, beim Flirten mit den Hofdamen oder bei Erkundungstouren. Ich gestehe, ein paar mehr Umgebungsdetails und Beschreibungen hätte ich mir gewünscht, aber das ist nur eine klitzekleine Kleinigkeit. Die Tatsache, dass ich verschiedene Personen begleitete und somit mehr wusste als der Marchese, bringt auch Spannungspunkte, da ich so mehr mitfieberte.