Profilbild von dasbuecherhaus

dasbuecherhaus

Posted on 31.7.2020

Meine Meinung: Es gibt Bücher, die leben von Action, auf jeder Seite geschieht etwas, das den Leser zwingt immer und immer weiterzulesen. Im Horrorgenre wird dies meist noch mit einer gehörigen Portion, Blut, Gewalt und Ekel begleitet, die Protagonisten kämpfen gegen einen gnadenlosen Feind ums Überleben. Diese Geschichten haben für mich einen recht hohen Unterhaltungswert, wenn die Handlung nicht nur aus Blut und Gewalt besteht. Dann gibt es aber auch noch Autoren, die können auf Action, fast vollständig verzichten und fesseln ihre Leser doch von der ersten bis zur letzten Seite ans Buch. Michael Dissieux gehört zu diesen Autoren. Wenn das Leben wie man es kennt plötzlich nicht mehr existiert, wenn alles um einen herum grau, still und einsam wird, wie reagiert man? Harv erlebt genau das, zunächst fallen die Fernsehsender aus, das Telefon und der Strom, der Junge, der die Tageszeitung bringt, bleibt weg. Die Menschheit ist verschwunden. Und in der Dunkelheit der Nacht schleicht etwas ums Haus. Das beschreibt Michael Dissieux so eindringlich das jedes Geräusch, das die nächtliche Stille, die mich beim Lesen umgab, eine der Kreaturen sein konnte, ich habe tatsächlich, dass eine oder andere Mal die Luft angehalten bis ich mir bewusst machen konnte, das das Knarren das ich gerade hörte, kein Monster ist das ins Haus will. Eine solche Atmosphäre zu schaffen ist sicher nicht einfach, aber hier ist es dem Autor auf jeden Fall gelungen. Harvs Verzweiflung ist in jeder Zeile zu spüren und sicher würde er aufgeben, er ist schließlich nicht mehr der jüngste, seine Vorräte gehen zur Neige und die Hoffnung das sich alles noch zum Guten wendet und alles wieder wird wie vorher, hat er schnell verloren. Doch da ist Sarah, die Liebe seines Lebens, sein Licht und sein Sinn des Lebens, die hilflos und sterbend in ihrem Bett liegt und vollständig auf ihn angewiesen ist. Für sie lebt er weiter. Vergesst alle Liebesschnulzen, die ihr bisher gelesen habt, streicht alle Liebesbeteuerungen aus eurem Gedächtnis. Harv erinnert sich an ihre gemeinsame Zeit und diese Erinnerungen sind so intensiv, das man als Leser teil hat an der Wärme und Liebe, die die Beiden umgibt. Und das Ganze ist vollkommen kitschfrei, ein Umstand der diesen Part der Story so authentisch macht. Bei Büchern wie diesem stellt sich während man es liest automatisch die Frage nach einem Happy End, man wünscht es den Protagonisten so sehr. So recht erfährt man nicht was genau geschehen ist, nur eine vage Vermutung steht im Raum und die Tatsache, dass Menschen, die nicht von den Kreaturen getötet, sondern nur verletzt werden, sich in Zombies verwandeln. Das Buch bekommt natürlich eine absolute Lesempfehlung von mir. Graues Land ist als Privatdruck beim KOVD-Verlag erschienen, für das Artwork zeichnet Timo Kümmel verantwortlich, die Illustrationen und der Buchschmuck sind von Sascha Lubenow.

zurück nach oben