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nina 🌸

Posted on 30.7.2020

Eine besondere Geschichte, die nachdenklich stimmt und viele Überraschungen bereithält. Zur Geschichte: Ich finde die Thematik dieses Buches unheimlich faszinierend und die Umsetzung ist der Autorin in meinen Augen ebenfalls sehr gut gelungen. Emily Barr hatte eine originelle Idee und hat wirklich etwas daraus gemacht. Ich persönlich fand die ständigen Wiederholungen der immer wieder gleichen Fakten und Geschehnisse überhaupt nicht nervig oder störend, sondern hilfreich. Ich konnte mich dadurch viel besser in die Protagonistin hineinversetzen und bekam nach und nach ein gutes Gefühl für ihr Leben und ihren Alltag. Die Erzählweise hat die Geschichte auf mich authentisch und glaubwürdig wirken lassen. Die Thematik, die im Klappentext angesprochen wird, beschreibt allerdings nur einen Bruchteil dessen, was in dieser Geschichte alles vor sich geht. Emily Barr spricht viele ernste Themen an und ich hätte mir gewünscht, dass sie bei einigen davon mehr in die Tiefe gehen würde. Die Wahrheit hinter all den Hinweisen ist schockierend und nicht leicht zu verdauen. Jüngeren Leser*innen würde ich dementsprechend eher von diesem Buch abraten. Das hübsche rosa Cover mag den Anschein erwecken, dass es sich hierbei um eine süße und romantische Liebesgeschichte handeln würde, das ist aber nicht der Fall! Die Geschichte hält viele Überraschungen und unerwartete Wendungen für uns bereit und mit den meisten davon hätte ich wirklich niemals gerechnet. Man meint alles sei klar, aber dann belehrt die Autorin einen doch wieder eines Besseren. Die Handlungsentwicklung ist komplett unvorhersehbar und gegen Ende wurde es immer verwirrender. Ich wusste nicht mehr, wem ich was glauben sollte und war zutiefst schockiert über die Dreistigkeit und den Egoismus mancher Akteure und Akteurinnen. Zu Beginn dachte ich, dass dieses Buch abgesehen von der anterograden Amnesie kaum interessante Handlungsstränge und -entwicklungen für mich beinhalten würde, sondern mehr auf die emotionale Ebene abzielt. Tja, damit lag ich komplett falsch, denn eigentlich ist es sogar genau andersherum. Hinsichtlich der Emotionalität und Gefühlsebene ist dieses Buch nämlich leider relativ schwach. Die Liebesgeschichte ist mehr als unrealistisch und entwickelt sich viel zu schnell aus dem Nichts heraus, wodurch sie eher oberflächlich bleibt. Im Grunde ist die Liebesgeschichte auch gar nicht so wichtig, wie man zunächst vielleicht meinen mag. Es kommen kaum Emotionen rüber und die Gefühle der beiden "Liebenden" waren für mich ebenfalls nicht greifbar. Dementsprechend konnte mich die Liebesgeschichte auch nicht berühren. Insgesamt konnte mich diese Geschichte aber auf jeden Fall berühren, nur ganz anders als erwartet. Es ist eine sehr besondere Geschichte, die nachdenklich stimmt und einem viel mit auf dem Weg gibt. Man lernt auf Flora's Reise nicht nur viel über sie, sondern auch über sich selbst. Weiterhin vermittelt das Buch wundervolle Botschaften, die sich jede*r zu Herzen nehmen sollte: Sei mutig, es lohnt sich! Du bist stark und du schaffst das, allein! "Jeder Tag kann der schönste in deinem Leben werden", also lebe im Hier und Jetzt und genieße den Moment! Die Geschichte konnte mich packen und ich wollte immer unbedingt wissen, wie es weitergeht, sodass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte und es stattdessen in einem Stück verschlungen habe. Ich bin sehr froh darum, diese Geschichte endlich gelesen zu haben. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus Flora's Sicht in der ersten Person Singular erzählt. Ich mochte Flora sehr gerne und auch wenn ihre Gedankengänge für mich oft nicht nachvollziehbar waren, konnte ich mich gut in sie hineinversetzen. Flora ist in ihrem zehnten Lebensjahr hängen geblieben und dementsprechend sehr naiv für ihr Alter. Sie ist verletzlich, aber nicht annähernd so hilflos, wie man vielleicht zunächst meinen möchte. Flora ist unglaublich stark und mutig, weil sie sich auf diese Reise (zu sich selbst) begibt und Antworten auf all die Fragen in ihrem Leben sucht. Sie ist zielstrebig und gibt nicht so schnell auf. Flora ist ein sehr interessanter Charakter und ich bin froh darüber, dass ich sie kennenlernen durfte. Auf ihrer Reise begegnet Flora sehr vielen unterschiedlichen Charakteren, die alle aufgeschlossen und hilfsbereit sind, was zwar sehr utopisch, aber auch unglaublich schön ist. Zu den Charakteren in ihrem direkten Umfeld kann ich nicht wirklich etwas sagen, ohne zu spoilern. Nichts ist was es scheint. Zum Schreibstil: Emily Barr erzählt Flora's Geschichte sehr eindrucksvoll und authentisch. Man bekommt ein gutes Gefühl für Flora's Leben, was ungemein dabei hilft, ihr Verhalten zu verstehen. Die Autorin verwendet eine klare, einfache Sprache und schreibt in kurzen Sätzen, was sehr gut zu Flora's (teilweise 10-jähriger) Denkweise passt. Für meinen Geschmack ist der Schreibstil etwas gefühlsarm, dafür aber ausdrucksstark und packend. Fazit: Ich kann dieses Buch all denjenigen empfehlen, die auf der Suche nach besonderen Geschichten mit originellen und interessanten Themen sind, die nachdenklich stimmen und einen in vielerlei Hinsicht bereichern, denn das tut dieses Buch definitiv! Jedoch ist es auf emotionaler Ebene etwas schwach und teilweise auch nicht ganz realistisch. Dafür hält die Handlung aber viele überraschende und schockierende Plot Twists und unerwartete Wendungen für uns bereit. 3,5/ 5 Sterne ⭐️

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