
stefanie aus frei
Wenn ich nochmals "erigierte Brustwarzen" lese, schreie ich Ich mochte die Reihe um Julia Durant in Frankfurt – eigentlich. Begonnen hatte ich unerklärlicherweise einst ab Band zwei, jetzt Band 1 zum ersten Mal gelesen, in einem kostenlosen Probemonat mit skoobe. Das Buch erschien 1996, die Handlung ist angesiedelt zwischen Donnerstag 16. September und dem 6. Oktober = der 16. September war 1993 ein Donnerstag (und: jaaa, ich schaue so etwas nach). Hauptkommissarin Julia Durant ist knapp 30 und wird von der Sitte zum Morddezernat versetzt, um die Untersuchungen zum Mord an zwei jungen Frauen innerhalb von zwei Wochen zu leiten, wenig zur Begeisterung des altgedienten Beamten Schulz. Beide Opfer sind blond und wurden nach dem Tod drapiert mit Zöpfchen mit roten Schleifen, vorher übel zugerichtet, vergewaltigt, verstümmelt. Bald verschwindet ein weiteres Mädchen. Für Sensible: im Wesentlichen beschränkt sich die Beschreibung von Gewalt auf das, was am Fundort beziehungsweise in der Pathologie sichtbar wird; allerdings ist das schon heftiger Tobak, explizit zu nennen ist Gewalt gegen Frauen und Kinder. Eigentlich, so hatte ich begonnen. Vom „Sujet“ her und dem Tempo ist das wie im Thriller – letztlich aber bleibt es ein „Whodunnit“ mit der Auswahl aus einem bekannten Personenkreis. Einiges wirkte auf mich betulich; so wird gesagt, die Frau von Schulz „treibe sich herum“. "Betrügt ihn" fände ich passender. Und fast lächerlich finde ich Schulz‘ eigene Gedanken, seine Frau kehre heim „durchgefickt von irgendeinem geilen Schwanz“, trotz oder gerade wegen der Wortwahl, genau, betulich (von einem Zeh wohl kaum). Durants Chef Berger nennt „overknee“ Stiefel „Hurenstiefel“, irgendein Ermittler bechert immer und fährt dann Auto (Berger, Schulz, Durant), der Inhalt eines gefüllten Zigarettenautomaten dürfte im Verlauf durchgeschmaucht werden. Halt die 90er. Dazu die Obsession mit den erigierten Brustwarzen. Ernsthaft? Der Psychotherapeut/Astrologe hat fast nur Klientinnen im durchsichtigen Gewande, Julia Durant selbst rennt daheim nur nackt herum oder im knappen Slip und kurzen Hemde, was extra erwähnt werden muss. Wahnsinn. Die geht sogar nackt in die Wanne. Ansonsten gibt’s abends brav Salami, Bier, vielleicht noch Käse auf Schnitte. Ich wette, irgendwo röhren Hirsche aus den Wohnzimmer-Schrankwänden (falsches Jahrzehnt??). Und die Frau Ermittlerin nächtigt mal im Hause des einen Verdächtigen (okay, unfreiwillig, ausgeknockt, aber wird trotzdem nicht gemeldet), dann sogar im Täter-Haushalt, zum Trost. Wahnsinnig professionell. Handlung gab’s auch, aber ich kam leider nicht mehr über die Brustwarzen hinweg. Von der Besessenheit mit Entjungferungen abgesehen (die Ballerina beim Sturz, ernsthaft, das eine Opfer, das junge Mädchen,… siehe zum Beispiel https://www.monda-magazin.de/body-and-soul/mythos-jungfernhaeutchen-keine-jungfraeulichkeit ) War der Rest der Bücher echt ebenso spießig?