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claudi-1963

Posted on 29.7.2020

"Wieso wird die täglich millionenfach stattfindende Vergewaltigung von Kindern beschönigend nur als sexueller Missbrauch bezeichnet?" (Lilo Keller) An ihrem sechsten Geburtstag werden Poppy und ihre Mutter von einem großen Auto abgeholt. Bisher lebte Poppy mit ihrer Mutter in sehr einfachen Verhältnissen. Doch soll alles anders werden, sie sollen nun bei Pick-up leben, wie ihn ihre Mutter nennt, in seinem braunen Schloss. Pick-up hat ein Gesicht wie eine Bowlingkugel, sagt ihre Oma und eigentlich ist er viel zu alt für Mama. Doch nun muss Mama nicht mehr putzen, den Pick-up hat viel Geld und Mama geht deshalb ständig shoppen. Außerdem soll ich nicht mehr Onkelmann zu ihm sagen, sondern Papa. Auch Haare waschen darf Mama nicht mehr, das macht jetzt Papa bei mir. Und er sagt, dass er mich ganz toll lieb hat und das er nun auch mit mir verheiratet ist. Doch bei Mama habe ich das Gefühl, das sie nicht so richtig glücklich ist. Das Leben von Poppy und ihrer Mutter wäre so schön, wenn da nicht diese eine Sache wäre. Meine Meinung: Dieses zauberhafte Cover mit dem roten Klatschmohn verbirgt eine ganz unfassbar traurige Lebensgeschichte von Poppy. Ich kenne die Autorin schon von einigen Bücher und war von dem Klappentext sehr gespannt auf diese Geschichte. Besonders da ich weiß, dass Astrids Bücher oft sehr viel realistischen Hintergrund haben. Der Schreibstil war flüssig, locker und chronologisch nach Jahren angelegt. Poppys Geschichte beginnt dabei im Jahre 1976 und reicht bis heute. Vieles dabei erfahre ich hauptsächlich aus den Jahren 1976–1998. Poppy ist ein sehr aufgewecktes, aufgeschlossenes Mädchen, auch wenn sie aus sehr einfachem Elternhaus stammt. Bei ihrer Mutter wächst sie mehr schlecht als recht auf. Die beiden haben nicht sehr viel zum Leben und was sie haben, geben sie auch schnell aus. Auch arbeiten gehen scheint ihre Mutter nicht gerne zu tun, da ist es kein Wunder, das sie sich nach einem reichen Mann Ausschau hält. Der 62-jährige Pick-up scheint zu Beginn ein recht netter Mann zu sein, auch wenn er eigentlich Poppys Großvater sein könnte. Was mich jedoch sofort stutzig macht, ist das er sich gerne mit Poppy umgibt, oft ihre Haare wäscht, badet und jeden Sonntag sie nackt ablichtet. Währenddessen vergnügt sich ihre Mutter lieber vor den Fernseher. Dass diese Baderituale zusehends merkwürdiger werden, kann Poppy zu der Zeit noch nicht begreifen, dazu ist sie einfach noch zu jung. Zudem traut sie sich niemandem etwas zu sagen, weil sie nicht möchte, das jemand sie deshalb auslacht. Deshalb behält sie alles, was ihr Papa mit ihr macht für sich, den schließlich, sagt er, das dies alles richtig ist. Dieses Buch hatte ich in Nu ausgelesen, weil mich Poppys Geschichte so unfassbar entsetzt, traurig und sogar wütend gemacht hat. Auch Poppys Familie hat mich erschüttert, eine Großmutter, Onkel und Tante denen Geld und Luxus wichtiger ist und wo ich mich frage, was nehmen sich diese Menschen heraus? Besonders dann, wenn Poppy und ihre Mutter eigentlich Hilfe bräuchten und dann niemand da ist, der ihnen zur Seite steht. Selbst Pick-ups Tochter, bei der ich das Gefühl hatte, das sie ihren Vater sehr genau kennt, schaut einfach nur zu. Niemand scheint Poppys körperliche, aber auch seelische Veränderungen wahrzunehmen. Dieses Buch rüttelt einen auf, selbst wenn man die Not, Poppys Schicksal oder ähnliches schon kennt, macht es einen fassungslos. Das dann die 14-jährige Poppy gegen Ende sogar mehr auf ihre psychisch labile Mutter aufpassen muss und nicht anders herum, macht mich wütend. Ich fragte mich öfters in diesem Buch, ob da nicht auch Ämter aber vor allem Menschen versagt haben. Keiner scheint Poppys innere Rufe zu hören, geschweige den zu verstehen. Besonders wütend hat mich das Ende gemacht, als die Spirale im Grunde von vorne beginnt. Ich war total geschockt und konnte nicht begreifen, wieso ihre Mutter und Großmutter so eine Entscheidung trafen. Oft wäre ich am liebsten in das Buch gesprungen, hätte Poppy da rausgeholt und sie in meinen Armen gehalten, so hat mich dieses Buch berührt. Ich bin froh, das Astrid Korten sich nicht scheut Thematiken aufzugreifen, vor der viele von uns die Augen verschließen. Den diese geschieht zu tausendfach jeden Tag und es könnte sogar in unserer Nachbarschaft sein. Ich freue mich das Poppy ihre Geschichte Astrid erzählt hat und das es ihr heute gut geht. Für mich ist dieses Buch ein wichtiger Beitrag, um einen Blick in die Seele eines Kindes mitzuerleben und um Missbrauch zu verstehen. Lest dieses Buch es ist wichtig, den ich glaube das es viel häufiger bei uns passiert als wir ahnen. Ich jedenfalls kann es nur empfehlen und gebe 5 von 5 Sterne.

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