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literary_marie

Posted on 29.7.2020

Danas Familie ist gar nicht so anders als die ihrer Freunde: Ihre Eltern sind verheiratet, sie sieht ihren Vater James ein- bis zweimal die Woche und sie wird von beiden geliebt – doch Dana ist ein Geheimnis. Offiziell ist James mit einer anderen Frau verheiratet und hat mit ihr ebenfalls eine Tochter, Chaurisse. Da Bigamie in den USA als Straftat gesehen wird, darf niemand von Dana und ihrer Mutter Gwendolyn wissen. Ihr ganzes Leben lang versucht Dana um die gleiche Anerkennung zu kämpfen, die ihre Halbschwester Chaurisse bekommt, aber dies ist ein Kampf, den sie anscheinend nicht gewinnen kann. Als beide Mädchen etwa vierzehn Jahre alt sind, laufen sie sich zufällig über den Weg. Während Dana genau weiß, wen sie vor sich hat, ist Chaurisse völlig ahnungslos und freut sich über eine erste, wirkliche Freundschaft. Sie verbringen immer wieder Zeit miteinander, Dana besucht ihre Schwester zu Hause und bei ihrer Mutter im Frisörladen. Nach und nach lernt sie das zweite, offizielle Leben ihres Vaters kennen und versucht herauszufinden, warum er Dana und ihre Mutter nicht auf die gleiche Weise lieben kann. Danas Detektivarbeit zieht sich über mehrere Monate, bis das Unausweichliche passiert: Beide Familien stehen sich plötzlich gegenüber, doch nur eine kann gewinnen. Das zweitbeste Leben von Tayari Jones zeigt nicht nur eine Geschichte über Anerkennung, den Drang nach Liebe und den Kampf um Gleichberechtigung; der Roman verarbeitet außerdem das Thema Rassismus in den 1970er und 80er Jahren. Als bigamistische, afro-amerikanische Familie stellen die Witherspoons und Yarboros nicht nur eine außergewöhnliche Zusammenkunft dar, sie sorgen außerdem für Aufmerksamkeit in der Gesellschaft, die es zu vermeiden gilt. Geschildert aus den jeweiligen Perspektiven der beiden Mädchen bekommt der Leser einen genauen Einblick in beide Waagschalen, die sich allerdings nie im Gleichgewicht befinden. Ein behütetes, liebevolles, unschuldiges Leben steht einem ständigen Konkurrenzkampf gegenüber und mit dem Zusammentreffen von Dana und Chaurisse zieht sich der Spannungsbogen bis zum Ende. Man kann sich sehr gut in beide Positionen hineinversetzen, empfindet und leidet mit beiden Parteien und fühlt sich zum Schluss fast so zerrissen wie James: Kann man es schaffen, beide Familien zu erhalten? Oder kann es in dem ständigen Kampf um Gerechtigkeit nur einen Gewinner geben?

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