daniliest
„Die Frauen von der Purpurküste“ ist der erste Band einer Trilogie von Silke Ziegler. Jedes Buch dreht sich um eine andere Frau, die einen Neuanfang in dem französischen Städtchen Collioure wagt. „Isabelles Geheimnis“ ist einer dieser Romane, in denen man sich schon nach wenigen Seiten wohlfühlt. Bereits im zweiten Kapitel war ich mir sicher, dass ich hier bestimmt fünf Sterne vergeben werden. Doch je länger ich weiter las, desto mehr stellte ich fest, dass diese Vermutung wohl übereilt war. Es beginnt so vielversprechend aber dann werden die Dialoge immer hölzener und auch unrealistisch. Man stelle sich das einmal vor... man bewundert die Aussicht, plötzlich stellt sich eine wildfremde Frau neben einen und sagt: „Mein Mann und mein Sohn sind vor drei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen“. Wer macht denn sowas? Zu Protagonistin Amèlie passt so ein Verhalten allerdings auch wieder. Ich wollte zunächst Mitleid mit ihr haben, da ihre Familie auf so eine tragische Weise von ihr gerissen wurde. Aber ihr ganzes Verhalten ist so ich-bezogen und versnobt. Sie nimmt keine Rücksicht auf die Gefühle ihrer Mitmenschen. Das Haus ihrer Großmutter ist vermietet, doch sie erwartet, dass der Mieter sofort verschwindet, nur weil sie nach Jahren der Abwesenheit unangekündigt auftaucht. Sie begegnet Benjamin mit viel Hass obwohl sie ihn überhaupt nicht kennt. Warum dieser sympathische Mann trotz allem Gefallen an so einer Tussi gefunden hat ist mir rätselhaft. Vermutlich liegt es an ihrem guten Aussehen, denn dieses wird immer wieder betont und in den Mittelpunkt gestellt. Obwohl sie zu ihrer französischen Verwandtschaft den Kontakt abgebrochen hat, wird sie von allen mit offenen Armen begrüßt und die Jahre des Schweigens sind sofort vergeben und vergessen. Sehnsüchtig wartete ich darauf, dass wir endlich mehr über das auf dem Klappentext angekündigte Familiengeheimnis erfahren. Endlich, nach ca. 100 Seiten, erhält Amélie ein Tagebuch ihrer Großmutter. Hier erfahren wir mehr über ihre Jugend im besetzten Frankreich während des zweiten Weltkriegs. Ich fand es sehr interessant, den Krieg einmal nicht aus Sicht der Deutschen zu erleben, sondern dass uns dieser Roman vor Augen führt, wie schrecklich sich unsere Vorfahren in einem fremden Land aufgeführt haben. Die Geschichte über die Jugendliebe von Isabelle war für mich das Highlight des Romans. Leider nehmen die Einschübe aus dem Tagebuch höchstens ein Viertel des Buchs ein. Kurios ist, dass Amélie tagelang gebraucht hat, um die Aufzeichnungen zu lesen und ihre Oma immer wieder drängeln musste, ob sie schon fertig ist. Vermutlich war ihr Tagebuch länger, als das Abgedruckte.... „Die Frauen von der Purpurküste – Isabelles Geheimnis“ endet dann auch komplett vorhersehbar ohne jede Überraschung. Insgesamt fand ich dieses Buch leider nur mittelmäßig. Dennoch würde ich der Reihe eine weitere Chance geben, denn der Klappentext des zweiten Teils hört sich um einiges interessanter an.