Profilbild von sternenstaublegenden

sternenstaublegenden

Posted on 27.7.2020

Da sich meine Rezension auf den vierten und letzten Band der „Die Spiegelreisende“-Reihe bezieht, enthält sie Spoiler zu den vorherigen Teilen. Wie sehr hat mich diese Reihe vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen! Es war eine ganz einzigartige und faszinierende Reise und ich bin sehr froh, sie gewagt zu haben. Dennoch muss ich leider sagen, dass für mich Band 4 der mit Abstand schwächste Teil war und mich schon irgendwie ein wenig frustriert zurückgelassen hat. Während Teil 1-2 voller Geheimnisse und Intrigen waren und man kaum erwarten konnte, mehr zu erfahren, hat dieses Gefühl bereits ein wenig in Band 3 für mich nachgelassen – aber der Teil war dennoch gut. Band 4 jedoch hat mich ziemlich enttäuscht. Ich habe wieder das Hörbuch gehört und die Sprecherin war – wie auch in den vorherigen Teilen – wundervoll. Ich liebe es, wie sie die Atmosphäre der Bücher einfängt und vermittelt, ich liebe es, wie sie die Charaktere genau richtig darstellt und sprechen lässt. Auch der Aufbau der Welt und der Schreibstil waren wie gewohnt einzigartig und besonders. Man wird in diese Welt der Archen gezogen und ist von Anfang an wieder gespannt, was Ophelia nun noch alles herausfindet. Das alles hat mir auch schon vorher total gut gefallen und Band 4 hat da keine Ausnahme gebildet. Dennoch gibt es leider größere Punkte, die in meinen Augen nicht so gut umgesetzt und gelöst wurden. Als erstes muss ich sagen, dass mir hier viel zu viel, viel zu schnell passiert ist. Ich war zwischenzeitlich extrem verwirrt und habe zum Teil manche Zusammenhänge nicht direkt begriffen. Ich weiß nicht, ob das nur daran lag, dass ich das Hörbuch gehört und nebenbei ab und zu ein paar andere Dinge erledigt habe und ob es dementsprechend vielleicht besser gewesen wäre, das Buch selbst zu lesen. Ich weiß nicht, ob ich die Erklärungen dann besser verstanden hätte, oder ob ich mich letztendlich dennoch genau so verwirrt gefühlt hätte, wie beim Hörbuch. Manche Auflösungen haben für mich nicht unbedingt Sinn ergeben oder ich konnte es einfach nicht so richtig nachvollziehen, wie man von Punkt A nun zu Punkt B kommt. Ich hatte das Gefühl mit wissenschaftlichen Erklärungen erschlagen zu werden, die in ihrer Masse einfach total wirr waren. Zudem hat man sich auch manchmal ziemlich lange an bestimmten Beschreibungen aufgehalten, die die Spannung genommen haben und einfach nicht unbedingt nötig gewesen wären. Mit dem Ende war ich auch überhaupt nicht zufrieden. Ich bin einfach kein Fan von offenen Enden – vor allem nicht in Fantasybüchern. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass alles, was in den drei vorherigen Teilen wichtig zu sein schien, hier plötzlich keine Bedeutung mehr hatte – seien es nun die Familiengeister oder viele von Ophelias Freunden. Das ist auch der nächste Punkt, der mich irgendwie ärgert. Was war mit all den Charakteren? Es war der finale Band und ich hatte mir so gewünscht, dass die Charaktere endlich wieder zusammentreffen und vielleicht gemeinsam die Geheimnisse aufdecken. Letztendlich kamen aber Reineke, Archibald, Roseline, Berenilde und all die anderen nur selten vor und dann auch nicht in Zusammenhang mit Ophelia und Thorn. Ophelia als Charakter ist im Verlauf der Geschichte so gewachsen und hat gezeigt, was für eine starke Frau sie ist. Das hat mir in Band 4 wieder richtig gut gefallen und ich liebe sie als Charakter einfach so sehr. Mit all ihren Eigenarten, ihrer Tollpatschigkeit, ihrer Intelligenz und ihrem Mut. Ich mochte auch, wie sich ihre Beziehung zu Thorn immer mehr weiterentwickelt hat und immer mehr Tiefe bekommen hat. Letztendlich bekommt Band 4 von mir 3-3,5/5 Sterne. Es ist so schade, dass mich der letzte Band dieser einzigartigen und eigentlich tollen Reihe nicht so richtig überzeugen konnte. Es war insgesamt natürlich nicht schlecht, da die Welt und die Idee der Geschichte so komplex und einfach mal etwas ganz anderes waren, aber die Erklärungen haben mich mehr verwirrt, als alle Fragen zu beantworten. Mir ging hier zu viel Potenzial verloren, vor allem in Bezug auf andere Charaktere, die ich in den vorherigen Teilen so sehr ins Herz geschlossen habe und wo ich das Gefühl hatte, als würde man sie irgendwie fallen lassen, da sie ihren Part vermeintlich schon erfüllt hatten. Schade. Da hätte man echt mehr rausholen können.

zurück nach oben