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bibliomarie

Posted on 27.7.2020

Der Roman von Paula Seifert „Stürme über dem Weinschloss“ wird gleich als Auftakt einer Trilogie angekündigt. Er führt ins Jahr 1880 ins nördlichste Weinbaugebiet Deutschlands, an die Lagen zwischen Saale und Unstrut. Die Familie Strauß bewirtschaftet dort Weinhänge und auch ein Hotel, der Vater hat Aenne von klein an in die Rebhänge mitgenommen und ihr die Liebe zum Weinbau mitgegeben. Aber sie ist eine Frau, nicht dran zu denken, dass sie Vaters Nachfolge antreten könnte. Ganz im Gegenteil, er will sie verheiraten um Güter zusammenzuschließen. Doch Aenne rebelliert, sie will ein selbstbestimmtes Leben führen und ihrer Liebe folgen. Doch das wird ihr viel Kraft abverlangen. Alles an diesem Buch ist schon für eine Fortsetzung angelegt, aber der Autorin gelingt es durch ihre detail- und vor allem kenntnisreichen Beschreibungen das Interesse zu wecken. So konnte ich tatsächlich die Geburtsstunde des „Rotkäppchen“ Sekts mitverfolgen. Besonders gefiel mir, wie nah – bei aller schriftstellerischen Freiheit – die Autorin an der Historie blieb. Im Mittelpunkt steht mit Aenne eine junge Frau, der die überlieferte Rolle der Frau nicht mehr genug ist. Sie möchte arbeiten und ihrer Liebe folgen. Doch die Autorin legt ihr viel, fast zu viele Schicksalsschläge in den Weg. Diese werden aber immer wieder durch sehr gefühlvolle Szenen abgemildert. Es war eigentlich alles dabei, was einen farbigen, gut unterhaltenden Frauenroman ausmacht, ich hatte aber schon einige Male das Gefühl, dass es einer Seifenoper nahe kommt. Eine Verfilmung könnte ich mir wirklich gut vorstellen. Ein flüssig und unterhaltsam erzählter Frauenroman, der starke Frauen in den Mittelpunkt stellt, das hat mir gut gefallen.

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