miss_pageturner
Band eins der Scythe Reihe überraschte mich vor allem mit seiner Tiefgründigkeit und der Vielzahl an ethischen Fragen die das Buch aufwirft. Außerdem war ich sehr gespannt darauf, wie denn nun das Leben als Scythe und nicht nur als Lehrling aussehen würde und wie die Charaktere mit dieser Bürde und Verantwortung umgehen würden. Das Leben als Scythe: Alte garde Vs. neue Ordnung Das Buch setzt einige Monate nach den Ereignissen aus Band eins an. Während Rowan als selbsternannter Scythe Luzifer abtrünnigen Scythe hinterherjagt, geht Citra als Scythe Anastasia ihren Pflichten nach. Doch im Scythetum brodelt es. Trotz Scythe Goddards Tod, gewinnen die Scythe der neuen Ordnung immer mehr an macht. Doch Citra, Scythe Curie und die anderen Vertreter der alten Garde wollen das nicht einfach so hinnehmen. Als dann noch Citras und Curies Leben bedroht wird, entfaltet sich ein Machtkampf um die Zukunft des Scythetums. Wer das Wort Machtkampf gelesen hat, denkt sich schon vielleicht, dass es in diesem Band etwas ruhiger zugeht und derjenige hat auch recht, wobei es vom Tempo her auch nicht wirklich langsamer ist, als beim Vorgänger, wer den also mochte, wird, denke ich, auch hier nicht enttäuscht werden. Mir war zumindest zu keinem Zeitpunkt langweilig, dazu waren die Winkelzüge und Plottwists einfach zu spannend. Das ein bestimmter Charakter zum Beispiel wieder auftaucht, hätte ich nicht erwartet. Richtig fies wird's dann zum Ende hin, denn nicht nur, dass sich die Ereignisse überschlagen und das Buch mit einem riesen Kawumms abschließt, nein, es endet auch noch mit einem richtig fiesen Cliffhanger! Ein Buch, über das man nachdenkt Wie auch schon beim Vorgänger wechseln sich die Perspektiven ab. Citra und Rowan sind natürlich wieder dabei, dazu kommt ein neuer Hauptcharakter namens Greyson, an dessen Seite wir als Leser einen neuen Aspekt der Scythewelt kennenlernen, viel mehr will ich aber nicht verraten. Wo wir im letzten Band zwischen den Kapiteln Auszüge aus den Scythe Tagebüchern lesen durften, gibt es nun nach jedem Kapitel einen kurzen Text vom Thunderhead. Diese Passagen fand ich unglaublich interessant. Überhaupt begeistert mich die Idee einer absolut gerechten Instanz in Form eines Computers. Ich habe es schon bei meiner Rezension zu band eins gesagt, möchte es aber trotzdem nochmal wiederholen: In fast allen Romanen, in denen ein selbst denkender Supercomputer vorkommt, wendet sich dieser irgendwann gegen die Menschheit. Neal Shusterman lässt das seinen Thunderhead nicht tun. Er ist tatsächlich absolut und ohne Ausnahme gerecht und hat nur das Wohl der Menschheit im Sinn. Seine Gedanken fand ich sehr faszinierend und über viele Punkte habe ich noch lange nachgedacht. Überhaupt wirft die Reihe auch weiterhin eine Vielzahl an ethischen Fragen auf. Ich habe zum Beispiel lange mit Mr. Pageturner über das (wie es als ideal gedacht war) System der Scythe diskutiert und ob es gerecht ist. Es kam häufig vor, dass ich das Buch für ein paar Minuten beiseite legte und über das Geschriebene und was es für die Menschheit und die Gesellschaft bedeutet, nachgedacht habe. Sowas habe ich bei Jugendbüchern selten, aber für mich waren diese Gedankenexperimente purer Lesegenuss. Fazit: Eine klasse Fortsetzung, die den Vorgänger in meinen Augen sogar übertrumpft und dann auch noch dieses Ende. Heiliger Strohsack, das hat mich völlig umgehauen. Ich musste sofort mit dem dritten band weiter machen, sonst hätte ich es nicht ausgehalten.