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Caillean

Posted on 26.7.2020

Die Korken knallen… nicht ganz so gut wie erhofft „Stürme über dem Weinschloss“ ist der Auftakt einer 3-bändigen Familiensaga über mehrere Generationen im Weinbaugebiet Saale-Unstrut. Die nicht ganz so bekannte Weinregion bekommt mit diesen Romanen – verdientermaßen – ein kleines Denkmal gesetzt. Nun ist das Konzept leider nicht mehr ganz unverbraucht – man denke nur an die opulente „Weingut“-Trilogie von Marie Lacrosse. In dieser Tradition erzählt auch Paula Seifert eine Familiensaga mit vielen Irrungen und Wirrungen sowie einigem an Drama. Im ersten Band geht es vorrangig um Aenne (was für ein schöner, ungewöhnlicher Name!). Sie wächst als Winzertochter auf und bemerkt schnell, dass ihr die typische „Karriere“ als Ehefrau und Mutter im ausklingenden 19. Jahrhundert nicht genug ist. Sie ist klug und umtriebig, hat ein Talent fürs Schreiben und einen guten Gaumen für den Wein. Also versucht sie ihren eigenen Weg zu gehen und hat das Glück, zum Schreiben der Chronik für eine in der Nähe gelegene Sektkellerei ausgewählt zu werden. Dort lernt sie Clemens kennen, ihre große Liebe. Aennes Lebensweg, der lange kein Happy End mit Clemens in Sicht hat, bildet das zentrale Thema dieses Romans. So sympathisch mir Aenne als Frau war und mit allem Verständnis für die Zwänge ihrer Zeit – aber ich konnte leider viele ihrer Entscheidungen nicht nachvollziehen. (Achtung, Spoiler – wer das Buch noch lesen möchte, bitte diesen Absatz überspringen!). So konnte ich zum Beispiel absolut nicht verstehen, warum sie Clemens, der ihr wiederholt einen Antrag macht, mehrfach abweist. Sie begründet es damit, dass sie ein Weingut zu führen habe und sich um ihre Familie kümmern müsse und dass da kein Platz für die Liebe sei. Allerdings hat Clemens ihr mehrfach versichert, zu ihr und hinter ihr zu stehen. Sie schickt ihn weg und weint sich dann wieder wochenlang die Augen aus und verzehrt sich nach ihm… nicht wirklich nachvollziehbar. Hier sieht es so aus, als sei dies nur ein Kniff der Autorin, um das Happy End immer wieder hinauszuzögern. Leider nicht so ganz überzeugend. Interessant fand ich, dass sich die Sektkellerei Kloss & Foerster später als die Rotkäppchen-Sektkellerei herausstellt (an die ich zwischendurch beim Lesen schon immer mal denken musste). Schön wäre gewesen, wenn der Roman ein Nachwort hätte, das aufklärt, ob hier tatsächlich die Firmengeschichte von Rotkäppchen beschrieben wird oder die bekannte Kellerei fiktiv in die Handlung eingewoben wurde. Das wird leider nicht aufgeklärt. Im Buch wird zwar deutlich, dass die Saale-Unstrut-Region sowohl für Wein als auch für Sekt bekannt ist, da es z. T. um Aennes Arbeit in der Sektkellerei als auch um ihr Weingut geht. Aber dadurch vermischen sich auch die Fakten zum Weinbau und zur Sektherstellung, was – mir persönlich – ein wenig unstrukturiert anmutete. Aber das ist nur ein persönliches Empfinden. Auf jeden Fall ist „Stürme über dem Weinschloss“ eine angenehme Sommerlektüre mit wissenswerten Fakten zur Saale-Unstrut-Region und allem, was mit Trauben zu tun hat… Dazu noch eine verflochtene Familiengeschichte, fertig ist ein kurzweiliger historischer Roman! 3,5 Sterne.

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