Callie Wonderwood
Letztes Jahr habe ich den Debütroman "Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen" von Ulla Scheler gelesen und fand den richtig toll. Deshalb war ich auch schon sehr gespannt auf dieses Buch. Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Felix und Alisa, wo die Kapitel jeweils mit einem Datum versehen sind und der Leser die Charaktere einige Monate begleitet. Felix war mir als Protagonist gleich sympathisch, ich fand es cool, wie er Menschen auf der Straße mit Kreide zeichnet und ihnen dabei seine ganz eigene Note verleiht. Dabei begegnet er auch zum ersten Mal Alisa und sie geht ihm danach nicht mehr aus dem Kopf. Zitat Felix : "Als sie zurücksah, erhaschte ich ein kurzes Flackern. [...] Ich warf einen kurzen Blick in die Runde der Passanten, aber außer mir schien es niemand gesehen zu haben. War ich der Einzige, der ihren Blick bemerkt hatte ? Ihre Augen waren für einen Moment so offen gewesen, dass sie fast ängstlich aussah." Der Anfang des Buches und wie es sich Alisa und Felix immer wieder getroffen haben, hat mir echt gut gefallen. Die beiden passen super zusammen und ich mochte es gerne, wie sie sich gleich gut verstanden haben und auf einer Wellenlänge sind. Doch es zeigen sich jedoch auch Probleme in der Beziehung, denn Alisa verschließt sich immer in bisschen vor Felix und hat Geheimnisse, die sie belasten und über die sie auf keinen Fall reden will. Leider hat mir dieser Aspekt nicht so gut gefallen, weil mir Alisa insgesamt nicht so sympathisch war. Auch wenn man auch aus ihrer Sicht liest, erfährt man kaum etwas über sie. Sie macht ihr Medizinstudium in München, verbringt viel Zeit mit Felix, und dem Leser unbekannte Ereignisse aus der Vergangenheit sind in ihren Gedanken immer noch stark präsent. Charakterlich blieb sie aber dadurch aus ziemlich blass, ich hätte mir gewünscht mehr über sie zu erfahren. Zitat Alisa : "Mir ist bewusst, dass ich das hier nicht verdient habe und dass ich für dieses Glück irgendwann bezahlen muss. Aber hier im Regen, unter diesem Schirm, kommt es mir vor wie ein Geheimnis, fast nicht echt. Im Regen gibt es keine Ameisen. Und Regen kann Feuer löschen. Vielleicht löscht er auch meine Gedanken." Felix dagegen war deutlich facettenreicher, er liebt seine Kunst, hat jedoch auch Versagensängste, kocht leidenschaftlich gerne und hat Identitätsprobleme wegen seinem großen erfolgreichen Bruder. Super gerne mochte ich den Schreibstil von der Autorin, er hat etwas Schönes und Poetisches und lässt sich toll lesen. Schön gemacht fand ich die Bedeutung von Kunst in diesem Buch und welche Rolle sie insgesamt gespielt hat. Von der Handlung war ich im Ganzen leider nicht so überzeugt. Ich hatte schon recht schnell eine Vorahnung über ein paar Geschehnisse, was ich ziemlich schade fand. Und auch gegen Ende sind ein paar Dinge geschehen, das Buch hat teilweise eine Richtung eingeschlagen, die mir nicht wirklich gefallen hat. Fazit : Leider nicht komplett überzeugend. Konnte mich nicht so begeistern wie der tolle Debütroman der Autorin.