Johanna Jungreithmayr
Alles auf einmal: Schockierend, berührend, ermutigend und herzzerreißend Die 17-jährige Moonbeam hat schon sehr lange auf der Farm der Gotteslegionäre gelebt. Bis zu dem Feuer. Sie ist eine der wenigen Überlebenden und sieht sich deshalb danach einen Psychologen und einem FBI-Agenten gegenüber. Sie wollen herausfinden, was wirklich passiert ist, wie das Feuer ausbrach und wie die Schießerei zwischen der Polizei und den Gotteslegionären begann, bei der so viele Menschen ums Leben kamen. Sie wollen auch wissen, was Moonbeam bei alldem empfunden hat und versuchen gemeinsam mit ihr, all die Dinge zu verarbeiten. Zögerlich beginnt sie, sich zu öffnen, beginnt zu vertrauen und gibt immer mehr Dinge preis. Doch eine Sache weigert sie sich zu sagen, sie hat zu viel Angst vor den Konsequenzen. Sie muss aber, wenn sie nicht daran zerbrechen will. Die Figuren Moonbeam ist eine einzigartige Protagonistin mit allem, was man sich für dieses Buch nur wünschen könnte. Sie ist ein sehr sympathisches Mädchen, das definitiv Vorbildfunktion hat. Sie ist so authentisch und gefühlvoll, aber trotzdem stark und mutig. Und vor allem: Sie gibt nicht auf. Auch als es ihr wirklich schlecht geht, körperlich und psychisch, lässt sie sich auf die Gespräche mit dem Psychologen Dr. Hernandez und dem FBI-Agenten Agent Carlyle ein. Obwohl es ihr alles andere als leicht fällt, alles nochmal aufzurollen, was in der Legion passiert ist, gibt sie sich Mühe. Und das bewundere ich. Als es ihr sehr schlecht gegangen ist, hat sie sich nicht einfach in ihr Schneckenhaus zurückgezogen und zugemacht, sondern sich nach und nach geöffnet und anderen anvertraut. Die Geschichte Die Dinge, die Moonbeam erzählt, haben mich innerlich zerstört. Es hat mich so unheimlich schockiert, wie unfair und manipulativ es in der Legion zugegangen ist. Teilweise saß ich einfach nur mit einem flauen Gefühl im Bauch da, habe innegehalten und all die schrecklichen Dinge kurz wirken lassen. Besonders entsetzt war ich davon, dass Moonbeam all diese gesetzlichen No-Gos, die in der Legion passierten, als normal empfunden hat, weil sie es einfach nicht anders kannte. Trotz oder wahrscheinlich genau wegen dieser schockierenden Dinge hat mich die Geschichte sehr berührt. Der Schreibstil Hach, was soll ich da nur sagen, außer: „Perfekt!“? Will Hill erzählt Moonbeams Geschichte auf eine wunderbare Art und Weise. Der Schreibstil ist sehr unverblümt und sorgt durchaus für schockierende Momente, trotzdem hatte ich aber nie das Gefühl, das er es unnötig aufgebauscht hätte. Ich bin tempomäßig wirklich gut durch die Geschichte gekommen, aber nicht, weil der Schreibstil so locker war. Ganz und gar nicht, eher weil das Buch einfach Suchtpotenzial hatte. Ich wollte einfach nicht mit dem Lesen aufhören, weil mich die Story so gefesselt hat und ich keine Pause einlegen wollte. Das war auch der Hauptgrund, warum ich das Buch innerhalb von ein paar Tagen durchhatte. Sehr gut gefallen hat mir auch der Erzählstil. Die Geschichte wurde abwechselnd aus der Sicht von „Davor“ und „Danach“ erzählt, also vor und nach dem Feuer. Sprich: Man erfährt abwechselnd, wie das Leben in der Legion war und was vor dem Feuer alles passiert ist, und dazwischen sind die Gespräche von Moonbeam mit Dr. Hernandez und Agent Carlyle. Diese Erzählweise hat mir unheimlich gut gefallen, da man wirklich nah an die Dinge in der Legion herankam, dann aber auch wieder mitbekam, wie Moonbeam das alles in den Therapiegesprächen nach und nach aufgerollt und verarbeitet hat. Das Cover Ebenfalls perfekt. Es passt mit dem auffälligen Knallrot wunderbar zur Geschichte, da die Farbe keineswegs freundlich und einladend ist, ebenso wenig wie Moonbeams Erlebnisse. Auch das auch verbrannten Streichhölzern „gebaute“ Haus auf dem Cover passt wirklich gut dazu, ich möchte aber nicht spoilern, warum. Wirklich gut gefallen hat mir auch noch, dass das Cover etwas zum „Anfassen“ hat, sprich die raue Struktur rund um den Buchrücken fand ich toll! Fazit Lest „After the Fire“! Will Hill hat mit diesem Buch ein Meisterwerk erschaffen, dass mir nicht so schnell aus dem Kopf gehen wird und deshalb kann ich es nur empfehlen.