Gabriele
Die Wiener Physikerin Ruth Schwarz ist erschüttert: Vater und Mutter sind bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Um deren letzten Wunsch zu erfüllen – in ihrem Heimatort begraben zu werden - macht sie sich auf die Suche nach Groß-Einland, das auf keiner Landkarte zu finden ist. Zufällig findet sie den Weg durch unwegsames Gelände, zerstört dabei weitgehend ihr Auto und landet in einer mittelalterlich anmutenden Stadt, deren Marktplatz in unbekannte Tiefen zu stürzen droht. Groß-Einland entpuppt sich als Ort mit eigenartiger Faszination. Nicht nur das ehemalige Bergwerk unter dem Ort hat seine Geheimnisse, auch die dort lebenden Menschen sind anders. Statt mit Geld wird hier beispielsweise mit Schuldscheinen gezahlt. Eine Gräfin zieht die Strippen und verwirrt nicht nur Ruth, die sich trotzdem schnell heimisch fühlt und dabei fast ihre ursprüngliche Aufgabe vergisst.. Die Feststellung, dass „es nämlich keine intakte Straße aus der Gemeinde heraus [gab] und nur eine einzige Autobahn, die jedoch aufgrund einer Fehlkonstruktion unglaublicherweise im Kreis führte, also von der Ausfahrt direkt wieder in die die Einfahrt mündete“ (Seite 68), kam ihr gerade recht um zu bleiben. Überlegte ich nach 50 Seiten noch, ob ich dieses mit Fremdwörtern (Vexierbild, sonambul, servil) gespickte Buch wirklich bis zum Ende lesen will, fing mich der phantasievolle Schreibstil der Autorin dann doch ein. Die kafkaeske Geschichte entwickelte sich spannend und zog mich immer tiefer hinein. Obwohl ich manche Sätze zweimal lesen musste um sie zu verstehen, hat es sich auf jeden Fall gelohnt, bis zum Ende dran zu bleiben. „Das flüssige Land“ gelangte übrigens im August 2019 auf der Shortlist des Deutschen Bücherpreises und im Oktober und November 2019 auf Platz drei der ORF-Bestenliste.