macrexx
Bevor ich mit diesem Buch begann, hatte ich verschiedene Rezensionen gelesen, die sich seltsamerweise in einem Punkt einig waren: Hier wird erklärt, warum Coriolanus Snow so wurde, wie man ihn kennt. Nach der Lektüre meine ich aber, dass daraus noch lange nicht zwangsläufig die weitere Entwicklung folgen muss. Weder bei Snow noch bei Stalin, Hitler oder den berüchtigten Schreibtischtätern und Kriegsverbrechern ist eine lineare Entwicklung erkennbar, wobei die biografische Lücke bei Ersterem natürlich noch gefüllt werden mag. Ich habe mich über weite Strecken mit Snow identifiziert. Es ist das Verdienst der Autorin, diesen Charakter so dargestellt zu haben, dass man seine Beweggründe gut nachvollziehen kann, was aber nicht mit Billigung zu verwechseln ist. Beim Ende des Buches hatte ich den Eindruck, die Autorin wollte nun mit Gewalt zum Schluss kommen. Auf einmal gibt Snow "seine" Lucy abrupt auf; und siehe da: Es war alles nur Inszenierung; er darf wieder in den Schoß des Kapitals zurückkehren und Anerkennung finden! Gewalt und Brutalität sind nicht so mein Ding. Manche Szenen hätte ich mir weniger drastisch ausgeschmückt gewünscht. Abgesehen davon sehr gut erzählt, spannend und bewegend!