momentbitte
Lucie will weg vom neuen Freund ihrer Mutter, der sich in ihrem Leben breit macht. Sie braucht dafür Geld, um zur Ex ihrer Mutter nach Berlin zu flüchten. Schon hat Lucie einen Nebenjob ergattert, bei dem sie zunächst selbst nicht so genau weiß, was sie da eigentlich tut – aber wahrscheinlich assistiert sie einem Psycho-Opa beim Schreiben eines Kochbuchs. Illustrationen zeigen die Zubereitung von Zaubertränken und dokumentieren Lucies angewandte Feldforschung. Die Zeichnungen von Rán Flygenring ergänzen die Erzählung von Dita Zipfel nicht nur, sie zeigen Ton und Humor der Erzählung. Lucie beobachtet ihre Umgebung kritisch, schließlich will sie Biologin und Anthropologin werden. Anthropologie? Nicht das erste Wort, bei dem manche LeserInnen zum Wörterbuch (=Google) greifen. Die Autorin biedert sich weder in ihrer Sprache noch im Wissenshorizont an ihr Publikum an. Genau damit besticht sie auch: Denn nichts ist peinlicher als ein Jugendbuch in vermeintlicher Jugendsprache über mutmaßliche Jugendprobleme. Dita Zipfel traut LeserInnen einen Themenmischmasch zu, nimmt Alter, Tod, Sex, Beziehungen, Familie, Geschlechterrollen und Mobbing nebenbei mit und geht dabei in die Tiefe. Die Reflexionsdichte des Romans ist hoch, aber keinesfalls erdrückend, denn die Sprache ist locker und klar! Probleme lösen sich auch nicht in Luft auf – Mamas neuer Freund, der ahnungslose Weltverbesserer Michi, bleibt eine Zumutung. Doch Lucie hat ihn längst durchschaut. Am Ende weiß sie auch, wer sie selbst ist und sein möchte. Und mit wem. Herausgefunden hat sie das mithilfe eines oder mehrerer Verrückter.