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SternchenBlau

Posted on 23.7.2020

Ganz wundervolle, intensive Reihe „‚Hier! Hier anhalten.‘ Der Ganymed floss in den Swirl, der wiederum im White Lake endete. In der gleichnamigen Stadt hatte Kessel nichts erfahren, das sie nicht bereits von dem Moment her kannte, als Nonas Angstschub das Band zwischen ihnen aufgerissen und ihre Erfahrung in Kessels Geist übermittelt hatte. Es war eine Offenbarung gewesen, eine weit intimere Verbindung als ein Schattenband.“ Eine Offenbarung ist für mich auch das erste Buch der Reihe – „Waffenschwestern“ – gewesen. Erst recht, weil hier ein Mann absolut tolle Frauenfiguren geschaffen hat und viele nervige oder gar toxische Klischees einfach links liegen gelassen hat. Die Latte lag also entsprechend hoch, als ich mich nun kurz darauf dem zweiten Band „Klingentänzer“ zugewandt habe. Und nach einem Prolog, der wieder mit Pauken und Trompeten zugeschlagen hat, war ich, nun ja, ein kleines Bisschen enttäuscht. Die Geschichte wirkte auf mich an vielen Stellen viel „normaler“ und erzählt eine Internatsgeschichte, wie sich Nona dort durch die magischen Alltag und die Ränke manövrieren muss. Super und toll zu lesen, gerade Nonas Schattenprobe fand ich spannend und witzig – und doch fehlte mir dieser Moment der Offenbarung, den ich bei „Waffenschwestern“ hatte. Dann setzte aber wirklich ein spannendes Finale des Bandes ein, das sich eigentlich über ein Drittel des Buches erstreckt. Ins Hörbuch kam ich zunächst auch nicht wirklich hinein, weil ich mich an die Sprecherin zunächst einmal gewöhnen musste. Die Sprecherin ist gut, keine Frage, mir persönlich wirkte sie aber etwas zu jung. Das passt zwar zum Alter von Nona und ihren Freundinnen, aber dadurch bekam die Sichtweise für mich immer einen leicht staunenden Touch. Nachdem ich das Buch dann ausgelesen hatte, wollte ich das für mich nicht so stehen lassen. Es kann mich doch nicht wirklich so enttäuscht haben? Also habe ich es nun nochmal einmal gehört. Nun konnte ich die die Frauenfreundschaften und ihre Bindungen, den Aufbau und die Verstrickungen der verschiedenen magischen Elemente nun wieder richtig genießen, auch, wenn dieser Offenbarungsmoment immer noch fehlte. „Deine Freundinnen bringen dich noch ins Gab. Ich weiß gar nicht, wozu du sie brauchst.“ Ja, das fragen sich die Figuren, die Eigennutz vor Loyalität setzen. Obwohl es auch hier wieder so spannende wie anschauliche Kampfszenen gibt, steht hier Freundschaft und Loyalität deutlich vor Rache und Gewalt. Und das macht die Reihe weiterhin besonders (genauso, wie auf sexualisierte Gewalt verzichtet wird) und das macht Nona trotz ihrer außerordentlichen magischen Fähigkeiten so menschlich. Dazu ist das World Building einfach wieder ein Genuss! Lawrence schiebt viele verschiedene Elemente ineinander und doch ergeben sie ein homogenes, spannendes Ganzes. Und auch hier wird wieder kein großes Heidideiti um das Konzept „der Auserwählten“ gemacht, sondern diese Trope wird ironisch und kritisch beleuchtet. Und doch werden die Superkräfte der Novizinnen und Nonnen nochmal auf die Spitze getrieben. Was mache ich nun mit den Punkten? Überwiegt die Enttäuschung? Und bei „Waffenschwestern“ habe ich auch kleinere Schwächen gesehen, die zu 4,5 Sternen geführt haben. Aber es gibt immer wieder Bücher, gerade bei den Kinderbüchern, denen ich Schwächen auch verzeihe und dann von 4,5 Sternen aufrunde. Oftmals hemmen große Erwartungen einfach. Ganz so geflasht wie von „Waffenschwestern“ bin ich zwar immer noch nicht, aber ich bin den Charakteren, die ich wirklich liebe, wieder sehr gerne gefolgt. Und ich freue mich schon auf Band 3 „Schattenkämpfer“, der zum Glück schon erschienen ist. 4,5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung für die ganze Reihe.

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