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auserlesenes

Posted on 23.7.2020

London in der Zukunft: Der 36-jährige Jarek Woods ist todkrank. Ein unheilbarer Hirntumor wurde bei dem attraktiven Journalisten entdeckt, er hat nur noch kurze Zeit zu leben. Er will eine neue Technologie nutzen, die ihm nach seinem Tod eine Art des angenehmen Weiterlebens ermöglicht – und zwar im künstlichen Jenseits. Genau das will Isobel Argent, eine 31-jährige Himmelsarchitektin, für ihn schaffen. Seit zehn Jahren arbeitet sie in einer renommierten Agentur, die sich darauf spezialisiert hat. Während die beiden dabei sind, für Jareks virtuellen Himmel die schönsten seiner Erinnerungen zusammenzutragen, verlieben sie sich ineinander. Und auch das Leben von Izzy gerät völlig aus den Fugen… „Perfect memories“ von Holly Cave ist ein spannender Roman mit einer interessanten Zukunftsvision. Meine Meinung: Der Roman besteht aus 33 Kapiteln. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Isobel, und zwar vorwiegend im Präsens. Diesen Aufbau finde ich gelungen. Der Erzählstil ist anschaulich und flüssig. Durch die kreative Grundidee des künstlichen Jenseits hatte das Buch sofort meine Aufmerksamkeit. Das Worldbuilding ist durchdacht und überzeugend erklärt. Mir fiel es nicht sonderlich schwer, mich in die ferne Welt der Zukunft hineinzudenken. Die Visionen der Autorin, zum Beispiel der Kalte Krieg gegen China, scheinen mir nicht unrealistisch. Die Charaktere sind dagegen ein wenig die Schwäche des Romans. Die Liebesgeschichte von Isobel und Jarek bleibt, was die Emotionen angeht, etwas zu sehr an der Oberfläche. Beide Figuren sind interessant, vielschichtig und mir nicht unsympathisch. Jedoch macht es die Autorin dem Leser nicht ganz so einfach, einen Zugang zu ihnen zu finden. Ein Pluspunkt der Geschichte sind wiederum die ethischen und moralischen Aspekte, die die neue Technologie aufwirft. Einige interessante Fragen, die uns in Zukunft erwarten, werden thematisiert. Auch darüber hinaus regt der Roman zum Nachdenken an: Was würde man selbst in seinem Himmel haben wollen? Dabei bietet die Geschichte philosophisch angehauchte Denkimpulse, zum Beispiel den Hinweis, dass schöne Erinnerungen nur deshalb schön sind, weil man eben auch traurige Erlebnisse kennt. Die Handlung ist insgesamt recht kurzweilig. Mehrfach gibt es spannende Passagen. Auch einige Wendungen sind in den Roman eingebaut. Das Cover finde ich sehr schön. Das Gesicht erkennt man erst auf den zweiten Blick. Den deutschen Titel finde ich nicht ganz so passend wie das Original („The Memory Chamber“), da es ja nicht nur um schöne Erinnerungen geht. Mein Fazit: Auch wenn „Perfect memories“ leider nicht ganz das Potenzial der Geschichte ausgeschöpft hat, hat mir der originelle Roman von Holly Cave unterhaltsame Lesestunden beschert.

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