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Anfänglich hatte ich so meine Probleme, in die Geschichte hineinzufinden. Die Art des Schreibens war unerwartet und eher wie ein innerer Monolog aufgebaut. Stella, die Hauptfigur in diesem sehr aufwühlenden und packenden Suchtdrama erzählte mir ihren Leidensweg mit der Liebe ihres Lebens, Pavlos. Dabei gab es so gut wie nie wörtliche Rede und auch keinerlei Kapitel. Es fühlte sich so an, als würde ich neben Stella auf dem Sofa mit einem Glas Wasser in der Hand sitzen und mir ihre Geschichte anhören. Als passive Zuhörerin. So dauerte es eine Weile bis ich angekommen war, ihren Erzählungen und auch bis ich für mich herausfand, wann es sinnvoll war, eine Lesepause einzulegen. Denn die brauchte ich öfters, weil mich diese Schilderungen sehr mitnahmen. Zu Beginn führte mich Stella weit in ihre Kindheit und Jugend zurück und beschrieb ihr Leben als Tochter einer kroatischen Familie in Deutschland. Als „zweite Generation“ von Gastarbeitern also und verwob neben politischen Ereignissen auch gleich noch das Lokalkolorit jener Tage mit in die Erzählungen. So bekam ich ein gutes Bild von ihr und Stella war eine Figur, der ich Sympathien entgegenbrachte und deren Gefühle durchweg spürbar, greifbar und unglaublich berührend gewesen waren. Stück für Stück entblätterte Stella wie grauenvoll eine Co-Abhängigkeit ist. Wie sie unbewusst Pavlos Alkoholsucht durch ihr Handeln zusätzlich aufputschte und selber unten den Auswirkungen dieser fatalen Krankheit anfing massiv seelisch und körperlich darunter zu leiden. Und beim Lesen wurde ganz klar, auch Stellas Verhalten enthielt Sucht-Aspekte. Denn sie konnte und wollte Pavlos nicht aufgeben. Ständig rechtfertigte sie sein Benehmen, das in einer Abwärtsspirale immer drastischer, brutaler und würdeloser wurde. Gleichzeitig ging es ihr immer schlechter und ich war fassungslos. Klar gab es die Momente, in denen ich einfach nur den Kopf schütteln musste, wenn sie wieder ganz verbissen darauf beharrte die Liebe ihres Lebens nicht im Stich zu lassen. Gleichzeitig war aber auch spürbar, dass wir Außenstehenden leicht reden haben. Wir können uns nicht einmal annähernd vorstellen, wie grausam diese Situation für die Betroffenen ist. Und warum sie immer tiefer und tiefer in diesen Strudel der Abhängigkeit hineingesogen werden. Beeindruckend war für mich die Umsetzung des Themas. Nie hatte ich den Eindruck eine sachliche Abhandlung zu lesen oder mit wissenschaftlichen Erläuterungen gefüttert zu werden. Sondern ich nahm die Geschichte eher wie einen Tatsachenbericht wahr und ja, hier wurde nicht einfach was fiktional zusammengeschustert, sondern hier war echte Not und Leid enthalten. Stella selbst wurde nie anklagend, sondern zeigte ohne anklagende Wertung auf, dass Alkoholmissbrauch und Co-Abhängigkeit jeden treffen kann. Ob Akademiker, Mittelschicht oder die ganz armen Menschen, die Krankheit und seine hässlichen Konsequenzen scheren sich nicht um irgendwelche Titel oder Namen. Mich hatte diese Geschichte nachdenklich und auch traurig gestimmt. Es war berührend zu lesen und ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass Betroffene sich hier wiedererkennen und sogar für sich Erkenntnisse daraus gewinnen könnten. Fazit: Alkoholismus und die damit zusammenhängende Co-Abhängigkeit wird leider viel zu wenig thematisiert. Hier in diesem Buch wurde sie in Romanform lebendig aufgefächert, erklärt und vorurteilsfrei mit ganz vielen Emotionen an mich transportiert. Mitreißend, erschreckend und doch so wichtig es zu lesen.