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phantastische_fluchten

Posted on 22.7.2020

Für manche Bücher reichen 5 Sterne nicht aus. Ein Buch, bei dem ich Rotz und Wasser geheult habe: Die Imperatix Laseen ernennt eine neue Hohe Faust. Der bisher unbekannte Wickaner Coltaine wird der neue Führer der siebten malazanischen Armee. Alle halten diese Ernennung für einen Witz, eine Scharade, einen hinterhältigen Plan des Vermummten. Doch Coltaine entpuppt sich als der überragendste und beeindruckenste Heerführer, den der Historiker Duiker jemals kennen gelernt hat. Der Krieger ist ein Mann weniger Worte, der seine genialen Plänen durchführt ohne sich um die Kritik anderer Menschen zu kümmern und das beschert ihm einen immensen Erfolg. Duiker erkennt nach und nach die Menschlichkeit und Güte dieses Mannes, der diese Wesenszüge aber tief in seinem Inneren versteckt, da sie in einem derart grausamen Krieg nur ablenkend wirken. Mit mehr als 50000 Flüchtlingen im Gefolge versucht Hohefaust Coltaine mit seinen Getreuen die Stadt Aren zu erreichen, im Stich gelassen von allen anderen Kommandeuren des malazanischen Imperiums und verfolgt von einem Heer an Feinden, das seinen Kriegern zahlenmäßig um das zehnfache überlegen ist. Auf der anderen Seite des Kontinents treffen Mappo und Icarium auf Fiedler, Crokus und Apsalar. Fortan gehen sie einen gemeinsamen Weg, der sie genauso in die Raraku führt wie Heboric und Felisin. Fiedler und seine Gefährten suchen das Azath Haus, während Heboric und seine junge Begleiterin sich zu den Aufständischen begeben um eine Prophezeiung zu erfüllen. Kalam hat sich von Fiedler getrennt und begibt sich in die Hauptstadt des Imperiums und die Imperatix zu töten. Doch an seinem Ziel angekommen, muss er erkennen, dass nichts so ist wie es scheint und einfach Pläne an der Komplexität des Lebens scheitern können. Kommentar: Das Buch hat mich fassungslos und sprachlos zurück gelassen. Ich gebe zu, ich hatte Tränen der Wut und Trauer in den Augen, denn der Autor schenkt dem Leser hier nichts. Die Darstellung des Krieges ist hart und kompromisslos, nichts wird verschönert oder verschleiert, der Leser bekommt die gnadenlose Brutalität der Menschen schonungslos vor Augen geführt. Unfassbar, dass in diesem Grauen drei Männer eine bedingungslose Freundschaft und einen tiefen Respekt füreinander empfinden. Inmitten des Grauens entwickeln diese tapferen Männer einen sehr schwarzen, ehrlichen Humor, den sie auch in der ausweglosesten Lage nie verlieren. Die Dialoge zwischen Duiker und Bult machen den Handlungsstrang um die Kette der Hunde zu etwas ganz besonderem. Inmitten von Tod und Verzweiflung, erdrückt von einer überwältigenden Übermacht, sind diese beiden Männer die Seele des Heeres und die Unterstützung, die Coltaine als Heerführer braucht. Duiker Bult und Coltaine sind das Herz der siebten Armee. Drei Männer, die wissen, dass sie keine Chance haben, diesen Krieg zu überleben, die aber nichtsdestotrotz niemals aufgeben und alles versuchen, die Flüchtlinge sicher nach Aren zu geleiten. Ein Meilen langer Treck von geschundenen Seelen, der sich seinen Weg durch unwegsames Gelände suchen muss, in dem Wasser eine Kostbarkeit bedeutet. Immer verfolgt von einem Feind, der den Treck von allen Seiten bedrängt, immer woanders zuschlägt und somit die Moral untergräbt. Nicht nur die äußeren Kämpfe sind es, die den Flüchtlingszug belasten. Die Adelige möchten nicht auf ihre Privilegien verzichten und machend er Hohefaust das Leben zu einer weiteren Hölle. Viele Leser vergleichen das Spiel der Götter mit games of thrones. Ich sage, dass Eriksons Werk wesentlich besser ist als die Serie von George R.R. Martin. Die Figuren machen eine konsequente Entwicklung durch, daher wirken sie glaubhaft und ehrlich. Der Autor geht seinen Weg, ohne auf die Bedürfnisse des Lesers nach Harmonie und Glück Rücksicht zu nehmen. Man merkt in Band drei schon, dass Erikson ein Konzept und einen Plan hat und alle Erzählstränge am Ende zu einem großen Ganzen führen werden. Hier gibt es nicht nur schwarz und weiß, gut oder böse. Das muss auch Kalam erkennen, als er vor der Imperatix steht. Einfache Rache ist für den Autor keine Lösung. Wie auch Kalam, erkennt der Leser erst nach und nach die Gründe für manche Handlungen und Ereignisse und nie ist etwas klar, logisch oder sofort erkennbar. Wie bei einer Zwiebel wird Haut um Haut entfernt und darunter findet man neue Erkenntnisse, die zu den heutigen Ereignissen im malazanischen Imperium geführt haben. Zwei weitere Figuren, die das Herz des Lesers gewinnen, sind Mappo und Icarium. Welches Schicksal diese beiden Wesen miteinander verknüpft, erfährt der Leser noch nicht. Doch die Freundschaft und Treue, die sie aneinander bindet, die Schuldgefühle von Mappo und die Unschuld von Icarium rühren den Leser bis in sein Innerstes. Wie schafft es ein Autor nur so unterschiedliche und vielschichtige Lebewesen zu erschaffen, die absolut glaubwürdig und überzeugend wirken? Ohne sich zu wiederholen oder in Oberflächlichkeit oder Banalität zu verfallen. Fazit: Für mich ein Meisterwerk. Ergreifend , erschütternd, fesselnd, beeindruckend. Es gibt nicht genug Adjektive um diesen Band zu beschreiben.

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