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phantastische_fluchten

Posted on 22.7.2020

Bastian Balthasar Bux ist ein Verlierer auf der ganzen Linie. Pummelig, eine Niete im Sport, von seinen Mitschülern gehänselt und gemobbt. Nur eines kann er gut: Geschichten erfinden. Doch dieses Talent nützt ihm wenig, als er wieder einmal von seinen Klassenkameraden verfolgt wird. In seiner Not flieht Bastian in den erstbesten Laden, der auf seinem Fluchtweg liegt. Es handelt sich um die Buchhandlung von Karl Konrad Koreander, einem älteren, etwas abweisenden Herrn, der Kinder nicht sonderlich mag. Als der Besitzer des Buchlandes für einen Moment den Verkaufsraum verlässt, schaut Baltasar neugierig nach, was der alte Mann bei seinem eintreten in den Laden gelesen hat. Es handelt sich um ein Buch mit dem Titel: Die unendliche Geschichte. Nicht nur der Titel, auch das Motiv auf dem Buchrücken fasziniert den Jungen. In einem Moment des Wahnsinns entschließt sich Bastian, das Buch zu stehlen. Er kann dem Sog des Buches nicht entgehen und seine Neugier auf die Geschichte ist unermesslich groß. Mit dem Buch in der Hand rennt der Junge davon. Statt am Unterricht teilzunehmen, versteckt er sich auf dem Speicher der Schule und beginnt zu lesen, nicht ahnend, dass ihm ein Abenteuer ohnegleichen bevorsteht. Schnell vergisst er seine Umgebung und verliert sich ganz in die Geschichte um die kindliche Kaiserin und dem Jungen Atreju. Das Land Phantasien, dass von der kindlichen Kaiserin regiert wird, steht vor dem Verschwinden, wenn niemand der jungen Regentin einen neuen Namen gibt. Atreju wird ausgeschickt, den Retter des Landes zu finden. Der Jäger aus dem Volk der Grünhäute erlebt auf seiner Suche viele Abenteuer, doch als er nach langer Suche zur kindlichen Kaiserin zurück kehrt, meint er, versagt zu haben. Doch der Retter ist näher als er denkt. Kommentar: Als man mich fragte, ob ich diese Neuausgabe lesen und rezensieren möchte, habe ich sofort ja gesagt. Doch es stellt sich die Frage: Kann ein Buch, das einen vor dreißig Jahren so begeistert hat, auch als Erwachsenen noch in den Bann ziehen? Oder ist es ein Wagnis, diese Geschichte erneut zu lesen und eventuell desillusioniert zu werden? Und ich kann sagen: Die Geschichte hat nichts von ihrer Magie verloren. Es ist allein schon eine Freude, diese Ausgabe nur in die Hand zu nehmen, denn der Verlag hat sich darauf besonnen, das Buch in seiner alten, wunderschönen Form, neu aufzulegen. Die Schrift ist, wie früher, in zwei Farben gehalten. Ein sattes Grün und ein tiefes Rot. Jedes Kapitel wird durch einen großen, sehr schön illustrierten Buchstaben eingeleitet, der Hinweise auf die Ereignisse des Abschnitts gibt. Ein Buch ohne Bilder aber mit den schönsten Buchstaben der deutschen Literatur. Das Buch wurde nicht modernisiert oder verneudeutscht .( ja, ja, das ist kein Wort aber man weiß sicherlich, was ich meine) Herr Koriander darf rauchen, Bastian hat Mark und Pfennige in der Tasche und Mobbing nennt sich noch hänseln. Der Liebreiz des Alten weckt Wehmut in den Lesern, die in die Jahre gekommen sind. Wir leiden mit Atreju, der sich von seinem lieben Pferd Artax verabschieden muss, wir fliehen mit ihm vor dem Nichts und wir lernen mit ihm die seltsamsten Bewohner Phantasiens kennen. Wir begleiten Bastian durch das Land, erkennen, wie er sich selbst verliert und seine Identität vergisst. Er weiß nicht, dass der Preis für die Wünsche hoch ist. Er entwickelt sich zu einem Tyrannen, doch findet er, mit Hilfe von Furchur und Atreju, Schritt für Schritt zu sich selbst zurück. Auch wenn Michael Ende nicht möchte, dass seine unendliche Geschichte dem Genre Fantasy zugeordnet wird, hat sie mir doch vor über 30 Jahren die Tür zur Fantasy geöffnet und ich bin dem Genre seitdem treu geblieben. Mit über 10 Millionen verkauften Exemplaren, die in 40 Sprachen übersetzt wurden, hat er das Herz vieler Leser berührt, alt oder jung. Roswita Quadflieg hat mit ihren beeindruckenden, wunderschönen Illustrationen sicherlich zum Erfolg des Buches beigetragen, sie beflügelt mit ihren Zeichnungen die Phantasie des Lesers zusätzlich. Leider ist das Nachwort etwas unpassend zu der einfachen, klaren Geschichte. Ende schreibt so, dass ihn Kinder verstehen können, ohne Nutzung von Fremdwörter, er bedient sich der Sprache der Kinder. Dagegen ist das Nachwort zu hochtrabend und viel zu intellektuell für kleine Leser. Es wäre schöner gewesen., hätten sich die Autoren des Nachwortes Michael Ende angepasst und seine Philosophie des klaren, einfachen Wortes weiter geführt. Zusätzlich zu der unendlichen Geschichte habe ich noch das Phantasien Lexikon bekommen, eine wunderbare Hommage an den großen Autor. Wenn man liest, dass die Autoren/Innen dieses Lexikons Jahrgang 1953, 1963 und 1980 sind, erkennt man, dass die Faszination der unendlichen Geschichte Generations übergreifend ist. Leider ist Micheal Ende viel zu früh verstorben. Er schuldet uns noch folgende Geschichten: Die Geschichte der vier Boten und ihre gemeinsamen Abenteuer Die Geschichte Cafrons Die Geschichte von Engywuck und wie er doch noch berühmt wurde Die Geschichte dessen, der in Bastians Namen das Versprechen gegenüber dem bunten Tod einlöst Warum Held Hynrick Prinzessin Oglamar nicht mehr heiraten möchte Die Geschichte Pataplans, des weißen geflügelten Maulesels Die Meinungsverschiedenheit, die zur Trennung der drei Tief Sinnenden führt Die Geschichten der unzähligen Schlachten (oder besser nicht) Die Geschichte der Elster, die Gemmal fand Die Geschichte desjenigen, der Sikanda erneut berühren durfte Die Abenteuer der drei Ritter, die sich auf der Suche nach Bastian erlebten Fazit: Ein Buch, dass über die Jahre nichts von seinem Liebreiz und seiner Faszination verloren hat. Eine Geschichte zum vorlesen, lesen und erleben. Wer will schon Ebooks, wenn er so ein Kleinod in der Hand halten darf.

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