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kimvi

Posted on 22.7.2020

Dem Personenschützer Nicolas Guerlain unterläuft ein peinlicher Fehler, als er ausgerechnet den angesehenen Minister, den er eigentlich schützen sollte, in einem unaufmerksamen Moment zu Boden stößt. Die Bilder davon sind für die Presse ein gefundenes Fressen. Seine Karriere scheint damit beendet. Er wird in seinen alten Heimatort strafversetzt und soll die dortige Polizei in Sicherheitsfragen beraten. Als Nicolas eine abgetrennte Hand am Strand findet, beginnt er zu ermitteln.... Der Normandie-Krimi startet mit einem Rückblick in die Vergangenheit. Hier beobachtet man einen Abend, der der letzte für den Croupier eines Casinos sein soll. Dieser Einstieg ist interessant und weckt die Neugier, wie sich die damalige Ereignisse wohl mit der aktuellen Handlung verknüpfen werden. Danach lernt man Nicolas Guerlain kennen. Er ist zunächst nur schwer einzuschätzen, da ihm das spurlose Verschwinden seiner Freundin Julie, die ihn vor drei Jahren bei einem Konzert sitzengelassen hat, stark zu schaffen macht. Er kann sich einfach nicht davon lösen und sucht noch immer nach ihr. Das ist auch der Grund, der zu seiner Unaufmerksamkeit führt, die ihn den Job als Personenschützer kostet. Auch sonst lässt sich der Hauptprotagonist nicht so leicht in die Karten schauen. Er wirkt nicht unsympathisch, aber manchmal sind seine Handlungen und seine Wortkargheit nur schwer nachzuvollziehen. Der Schreibstil ist einzigartig. Es gelingt dem Autor hervorragend das französische Flair des Küstenortes zu beschreiben. Seine Wortwahl ist manchmal geradezu poetisch, sodass man manche Sätze gerne ein zweites Mal liest, um sie auf sich wirken zu lassen. Und das nicht, weil man sie beim ersten Mal nicht verstanden hat, sondern um sie einfach zu genießen. Der Krimi besteht aus mehreren Handlungssträngen. Die abgetrennte Hand stellt die örtliche Polizei vor ein Rätsel. Und genau das ist jetzt denkbar schlecht, da ein großes Gipfeltreffen ansteht und Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen. Es gibt außerdem weitere Rückblicke in die Vergangenheit, die sich nur schwer zuordnen lassen, aber dafür sorgen, dass man unbedingt erfahren möchte, wie sich das alles verbinden wird. Außerdem kämpft Nicolas Guerlain noch immer gegen die Dämonen seiner Vergangenheit. Der Krimi ist durchgehend interessant, auch wenn er anfangs ein wenig auf der Stelle tritt. Man kann sich nicht erklären, wie sich das alles verbinden soll. Zum Ende hin überschlagen sich allerdings die Ereignisse, sodass man das Buch dann gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Krimis und Thriller sind ja meine absoluten Favoriten. Bei diesem Exemplar hatte ich zunächst Schwierigkeiten, mich auf den Hauptprotagonisten einzulassen, doch das hat sich im Verlauf der Handlung dann zum Glück gelegt. Der Schreibstil konnte mich voll und ganz begeistern. Denn die Handlungsorte wurden für mich beim Lesen so lebendig, dass ich alles genau vor Augen hatte. Auch wenn, für meinen Geschmack, die Spannung ein wenig spät aufgekommen ist, hat das rasante Ende mich entschädigt. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala bekommt dieser Normandie-Krimi deshalb vier von fünf möglichen Sternchen.

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