auserlesenes
Die Ehe von Hannah Leopold ist am Ende, ihren geliebten Beruf kann sie nicht mehr ausüben. Sie braucht einen Ortswechsel und mietet daher in Island ein Haus. Auf dem Dachboden entdeckt sie eine Truhe. Darin sind Zeichnungen, die sie an die Bilder ihrer Mutter erinnern. Ist das Zufall? Monika hat auch einen Sommer auf Island verbracht, und zwar als sie als junge Frau aus gutem Haus im Jahr 1978 dort war. Was verbindet die Frauen sonst noch? „Der Sommer der Islandtöchter“ ist ein Roman von Karin Baldvinsson. Meine Meinung: Die Geschichte wird eingerahmt von einem Prolog und einem Epilog. Dazwischen gibt es 34 Kapitel mit einer angenehmen Länge. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen: einmal in den 1970er-Jahren und einmal in der jüngeren Vergangenheit, also 2018. Die Schauplätze sind in Island und Deutschland verortet. Einheitliche Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel sorgen für eine leichte Orientierung. Der Aufbau funktioniert gut. Der Schreibstil ist unspektakulär, aber angenehm zu lesen. Viel wörtliche Rede macht das Geschehen lebhaft, die Beschreibungen sind anschaulich. Gut gefallen hat mir, dass immer wieder isländische Wörter und Formulierungen eingefügt sind. Die beiden Protagonistinnen, Hannah und Monika, sind sympathische Frauen und interessante Charaktere. Jedoch greift der Roman auf einige Klischees zurück. Gereizt hat mich die Geschichte vor allem wegen des tollen Settings. Tatsächlich lernt man einiges über Land und Leute, was mir positiv aufgefallen ist. In anderen inhaltlichen Punkten hat mich der Roman hingegen etwas enttäuscht, denn die Geschichte nimmt nur langsam Fahrt auf und ist in Teilen recht überraschungsarm. Zum Ende hin kann sich die Story steigern. Allerdings ist das aufgedeckte Familiengeheimnis weniger spannend als erhofft. Schöne Extras des Buches sind das Rezept für eine isländische Baisertorte sowie eine Landkarte von Island, die in den Innenklappen abgedruckt sind. Das hübsche Cover finde ich sehr gelungen. Auch der Titel erinnert an „Das Versprechen der Islandschwestern“ derselben Autorin, wobei sich beide Romane unabhängig voneinander lesen lassen. Mein Fazit: Obwohl die Geschichte nicht ihr ganzes Potenzial ausschöpft, hat mich „Der Sommer der Islandtöchter“ von Karin Baldvinsson gut unterhalten. Ein empfehlenswerter Roman besonders für alle, die die Mischung von Familien- und Liebesgeschichte vor einer schönen Kulisse mögen.