stefanie aus frei
Als audible - Hörspiel konsumiert Schematisch-formelhafter Aufbau, aber spannend - sehr durchwachsen Zweierlei vorweg: Ich bin weder Fitzek-Hasser noch ein ausgemachter Fan – ich hatte zwei oder drei seiner ersten Bücher gelesen und mir gefiel die für mich ungewohnte Art, wie er Bücher enden ließ, so dass ein gewisser subtiler Horror sich erst nach der letzten Seite aufbaute. Ansonsten fand ich ihn teils unnötig drastisch brutal. Fitzek war also nicht der Grund – aber auch kein Grund dagegen. Dazu hatte ich die letzten Hörspiele als Kind gehört (Fünf Freund von Enid Blyton) und diese Version als Erwachsene abgelehnt – warum sollte ich etwas hören, was kürzer ist als das reine Hörbuch und damit anscheinend auf etwas verzichten? Vorurteil zumindest für die Auris-Reihe abgebaut – die Hörspiel-Version fand ich überzeugend (nicht alles davon, dazu gleich mehr). Der forensiche Phonetiker Matthias Hegel arbeitet als Profiler bei Ermittlungen in Kriminalfällen – ein Beispiel für seine Arbeitsweise bildet den Auftakt zum Hörspiel. Das war so gut gesprochen durch Oliver Masucci in der Hörprobe, dass ich gekauft habe. Auch wenn Hegel, hinter seinem Rücken heimlich „Auris“ genannt, lateinisch für „Ohr“, wegen seines absoluten Gehörs, nicht unbedingt als der umgänglichste Kollege gilt – ich fand den Protagonisten als Typ interessant. Am Ende des erwähnten Auftaktes landet Hegel selbst hinter Gittern. Das wiederum ruft eine junge Radiomoderatorin auf den Plan, Jula (nein, nicht Julia, wirklich ohne i) Ansorge, die in ihrer Freizeit einen True-Crime-Blog betreibt. Sie ermittelt geradezu fanatisch selbst zu Kriminalfällen, seit sie selbst traumatische Erfahrungen machen musste, und glaubt nicht an Hegels Schuld, da gibt es einige Ungereimtheiten. Jula wird gesprochen von Svenja Jung, und zwar so, dass ich sie von Anfang bis Ende komplett nervig fand. Sie ist so der Typ Frau mit eingebautem „ich will nicht erwachsen werden“-Modus, glaubt, dass die Welt sich um sie drehe, redet krampfhaft cool, mit zu viel Druck in der Stimme; ich fand die Stimmlage insgesamt einfach nervig. Für die Stimmlage kann sie nichts, für die Darstellung – hm, vielleicht soll die so sein? Du bist 28 (also, Jula), lebe damit! Und wie dämlich kann man (Jula) sein, so gezielt immer mit in Gefährdungs-Situation hinein zu gehen, grundlos?? Von der Spannung her hat mir die Geschichte gut gefallen, auch einige der Nebenfiguren, Julas Halbbruder Elyas, der Street „Gangstaaaaa“ Rapper sein will, dessen Kumpel Friedrich, der wohl eher seinem wohlhabenden Vater eins auswischen will, weniger der dauerbesorgte Ex-Freund von Jula. Es gibt viele Wendungen, dabei störte mich allerdings bald, dass die Kapitel in einer recht vorhersehbaren Weise wechselten: Jula kommt in irgendeine Situation, die wird dann mit Spannung aufgebaut – dann wird gewechselt. Wieder bis zu Spannung – Wechsel. Och Leute – das ist unterste Schublade und ECHT ein billiger Trick. Dazu so eine nervige Psychomusik, bei der ich erst einmal nachprüfen musste, ob ich nicht plötzlich Ohrgeräusche entwickelt habe. Bald wird klar, dass der erwähnte traumatische Hintergrund aus Julas Vergangenheit eine Art „roten Faden“ bildet. Für den muss man aber Band zwei lesen. Wenn bei so etwas die eigentliche Handlung aus dem Band selbst geklärt ist, mag ich das durchaus. Wenn. Einen zweiten Cliffhanger kann ich weniger leiden – man bekommt da meiner Meinung nach nicht „Auris“ und „Auris 2“ sondern eher „Auris a, b – und irgendwann wohl auch noch c“. Zwingend, wohlgemerkt, da sonst nicht die ganze Geschichte aufgeklärt ist. Insgesamt: Ich finde die Grundidee um einen Profiler mal auf phonetischer Grundlage gut – und auch eine ermittelnde True Crime Podcasterin. Der gesamte gesprochene Teil von Jula weckte in mir das Verlangen, irgendetwas auf sie zu werfen. Den Handlungsaufbau empfand ich als zu schematisch-formelhaft, die Cliffhanger eine Unverschämtheit. Hörspielen werde ich zukünftig eine Change geben. Gelegentlich. Also – durchwachsen. Übrigens scheint das Verbrechen in Südamerika, das in Julas Vergangenheit liegt, im Hörspiel an einer anderen Person begangen worden zu sein als im Buch?? Wollt ihr mich doch wieder in meiner Ablehnung von Hörspielen bestärken??