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auserlesenes

Posted on 21.7.2020

Wie ist der Syrer Sami zu seinen Narben gekommen? Mit Scharif, seinem besten Freund, ist er im christlichen Viertel von Damaskus aufgewachsen. Schon seit frühester Kindheit führen sie ein Leben unter einem diktatorischen Regime mit all den damit verbundenen Nachteilen und Schwierigkeiten. Die beiden erleben nicht nur die Schattenseiten, sie teilen auch schöne Erlebnisse. Doch die Wirren um die Aufstände, die in ihrer Studentenzeit ihren Lauf nehmen, und die Anfänge des Krieges bringen die beiden Freunde in lebensgefährliche Situationen… Das Buch „Sami und der Wunsch nach Freiheit“ von Rafik Schami basiert auf Recherchen und ist an wahren Begebenheiten angelehnt. Meine Meinung: In verschiedenen Episoden wird das Leben der beiden sympathischen Freunde in Syrien dargestellt: Von ihrer Geburt bis zur Kindheit und Jugend reichen die Kapitel, die schließlich darin gipfeln, wie es zu den Aufständen rund um das Jahr 2011 in Syrien gekommen ist und wie die jungen Männer darin verstrickt sind. Dabei lernt man nicht nur die Freunde kennen, sondern unterschiedliche Schicksale und mehrere Personen. Das hat mir sehr gut gefallen, denn auf diese Weise zeigt sich das schreckliche Gesicht des Regimes in seinen diversen Facetten. Gewalt, Willkür, Korruption und Brutalität prägen den Alltag in Syrien. Mit Einschüchterungen, Inhaftierungen, Folter, Bespitzelung und anderen Grausamkeiten haben der Präsident und sein Geheimdienst für ein ständiges Klima der Angst und eine stete Bedrohung gesorgt. Je länger ich den Erzählungen Scharifs folgte, desto erschütterter war ich von den Schilderungen über die Situation in Damaskus. Die einzelnen Schicksale haben mich sehr berührt und betroffen gemacht. Allerdings sind die Episoden nicht nur von Trauer und Melancholie geprägt. Es ist auch gelungen, Augenblicke der Hoffnung und des Glücks sowie humorvolle Momente einzuflechten, die mir ein Lächeln auf das Gesicht zauberten oder mich zum Schmunzeln brachten. Nebenbei erfährt man zudem so einiges Interessantes über die fremde Sprache, Kultur und Lebensart, was für mich ein weiterer Pluspunkt war. Auch spannende Elemente sind eingebaut, sodass von Beginn an keine Langeweile aufkam. Poetisch oder lebensklug klingen etliche der gewählten Formulierungen und Vergleiche, so dass mich die Lektüre an einigen Stellen zum Nachdenken gebracht hat. „Ich wollte nur Samis Geschichte aufschreiben, so wie Scharif sie mir erzählt hat.“ Mit diesen Worten schließt Rafik Schami das Buch. Es war eine charmante Idee des Autors, Scharif die Geschichte seines Freundes selbst erzählen zu lassen. Leider ist für mich dieses Konzept nicht ganz aufgegangen. „Das ist aber eine andere Geschichte“ oder „Aber davon erzähle ich später mehr“ tauchen immer wieder auf. Mich haben diese und weitere Abschweifungen und Vorausdeutungen ziemlich gestört, weil sie für mein Empfinden den Hör- oder Lesefluss unterbrechen. Deshalb konnte ich mich mit dem Erzählstil insgesamt bis zum Schluss nicht so recht anfreunden. Ich habe die Geschichte mit einem Hörbuch verfolgt, deren beiden Sprecher Nils Rieke und Wolfgang Berger gute Arbeit geleistet haben. Mein Fazit: Mit „Sami und der Wunsch nach Freiheit“ ist ein lesenswertes, berührendes Porträt des Lebens in Syrien gelungen.

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