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Wedma

Posted on 21.7.2020

Diesen Roman habe ich ausgesprochen gern gelesen. Eher ungewöhnlich von der Form her und in so einem reifen, gedrungenen und zugleich poetischen Stil verfasst, dass ich dieses Meisterwerk nach einer Pause gern nochmals lesen würde. 17 Kapitel spielen zwischen 1919 und 1948 und umfassen 2 Weltkriege. Die Auslösung findet in 1980 statt. Jedes Kapitel beschreibt eine Episode aus dem Leben der Familie im Allgemeinen und Zora del Buono, geb. Ostan im Besonderen. Die Schauplätze sind meist in Slowenien und Italien, einer in Ägypten auf Sinai. Es ist nicht nur ein farbintensiver, gehaltvoller Familienroman. Es ist auch ein starkes Plädoyer gegen den Krieg. Diese eindringlichen Beschreibungen der Umstände, die die einfachen Menschen während und infolge der Kriege erleiden mussten, sprechen Bände. Es wurden auch die grausigen Begebenheiten angesprochen, die den Lesern kaum bekannt sein dürften, wenn man nicht gerade aus der Gegend kommt und im Krieg mitgemacht hat. Wer weiß heute, wie es in Slowenien während des 2.ten Weltkrieges aussah und was dort geschah? Auch das Thema Rolle der Frauen ist hier sehr gut präsent. Hier gibt es nicht nur die herrische, starke Persönlichkeit Zora, die im großen Herrenhaus ihr Regiment führt, einen erfolgreichen Professor der Radiologie geheiratet hat, drei Söhne erzieht und sich politisch nach Kräften engagiert. Hier trifft man noch andere Frauen, jung und alt, die eine Art Kontrast zu Zora bilden. Ihre Schicksale sind nicht minder spannend und kennenlernenswert. Die Männerfiguren sorgen für noch mehr Vielfalt mit ihren Eigenarten und Lebensverläufen: von den Nachkommen der slowenischen Bauern bis zu Josip Broz Tito, auch Marschall genannt, ehem. Präsidenten von Jugoslawien. Alle Figuren standen mir lebendig vor Augen. Das Kopfkino startete von der ersten Seite an und endete noch lange nicht, als die letzte Seite umgeblättert worden war. Gut möglich, dass man einen gewissen Grad an persönlicher Reife mitbringen sollte, um in vollen Genuss dieses Werkes zu kommen. Insb. das letzte Kapitel, in dem die alte Zora zu den Lesern spricht und über ihr eigenes Leben sinniert. Auf dem Buchrücken steht: „‘Die Marschallin‘ ist ein großer, farbiger Familienroman über eine starke Frau, über eine Zeit der Kriege und der Gewalt, über Liebe, Leidenschaft, Verrat und ein fatales Verhängnis.“ Eine treffende Beschreibung. Passt sehr gut. Die Buchgestaltung halte ich auch hier für sehr gelungen: Festeinband in Weiß, Umschlagblatt, Lesebändchen passend dazu in Orange, angenehme Schriftgröße. Das Buch liegt gut in der Hand, weder klobig noch schwer. Schön als Geschenk. Fazit: Ein großartiges literarisches Meisterwerk, bei dem das Wie des Erzählens mir besonders viel Lesevergnügen bereitet hat. Sehr gern gelesen und viele erfüllte Lesestunden damit erlebt, was ich Euch auch wünsche.

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