Neko Zion
Autor: Reed, Ava Titel: Ashes and Souls 1 (Schwingen aus Rauch und Gold) Verlag: Loewe ISBN: 978-3-7432-0251-1 Erscheinungstermin: 09/19 Seiten: 384 Seiten Kurze Inhaltsangabe: Mila macht sich auf den Weg nach Prag, um ihren Wurzeln auf den Grund zu gehen. Denn sie will nicht nur wissen, woher sie kommt und warum ihre Mutter ihr kurz vor ihrem Tod das Versprechen abnahm, nie wieder in diese Stadt zurück zu kehren, sie hat außerdem eine außergewöhnliche, aber für sie grausame, Fähigkeit: Sie sieht, wie Menschen grau werden. Grau, wie ihre Mutter... Denn graue Menschen stehen kurz vor dem Tod. Mila erhofft sich, Antworten in Prag zu finden, um diesen Fluch los zu werden und trifft dabei auf Tariel und Asher. Doch niemals hätte sie mit dem gerechnet, was sie wirklich erwartet. Ein Kampf zwischen Licht und Schatten und bald steckt Mila mitten drin. Meinung: Ich muss sagen, dass ich am Anfang sehr skeptisch war. Inhaltlich hat sich das Buch zunächst ein wenig zäh angefühlt und ich war zwischendurch am überlegen, es einfach beiseite zu legen. Es schien nicht viel zu passieren. Mila kam in Prag an, suchte ein bisschen, ließ sich aber meiner Meinung nach zu einfach von Tariel und seinen Freunden und auch von Asher ablenken von ihrer Suche. Eine Weile plätscherte die Geschichte für mich nur so dahin. Aber als klar wurde, welche Kräfte in Mila schlummern und sie von Asher vor Tariel und den anderen Lichten versteckt wurde, nahm die Geschichte ordentlich an Fahrt auf und wurde dann auch mehr als interessant. Denn Milas Kräfte sind nicht ohne, auch wenn man sicher nicht alles über sie im ersten Teil der Dilogie erfährt. Jetzt ist Mila eine Gejagte und Asher tut alles, um sie zu beschützen. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden wird schön in das Gesamtgeschehen eingefügt. Außerdem endet der erste Band mit einem bösen Cliffhanger, was einen zum Weiterlesen animiert, denn man möchte unbedingt wissen, ob Asher Mila befreien kann, was passiert, wenn Tariel sie finden sollte und auch diverse andere kleine Fragen wollen noch geklärt werden. Die Charaktere in diesem Buch sind meiner Meinung nach schön ausgearbeitet und individuell. Auch wenn Mila sich am Anfang nicht gerade konsequent an ihre selbstauferlegte Aufgabe hält sondern eher Sightseeing mit Tariel und Co macht, so kommt es mir zumindest vor, ist sie letztendlich ein sehr realistischer Charakter, was wesentlich wichtiger ist. Ihre Ängste, Sorgen, Hoffnungen, von Zeit zu Zeit auch ihr Trotz gegenüber der Situation und all ihre weiteren normal menschlichen Gefühle machen Mila greifbar. Auf der anderen Seite hat man dann die Ewigen, die alle etwas besonderes sind. Tariel zum Beispiel scheint mir keineswegs eine schlechte Person zu sein. Er ist nur sehr seiner Aufgabe verschrieben, das Gleichgewicht in der Welt zu halten. Man merkt zunehmend im Laufe der Geschichte, dass er mit sich selbst kämpft. Micael und Ezechiel sind mir ebenfalls sehr sympathisch. Gerade Mic, der sich im entscheidenden Moment gegen seine Seite und für Mila entschied, hat einen Platz tief in meinem Herzen eingenommen und ich muss einfach hier deutlich ansprechen, dass er mein absoluter Liebling in diesem Buch ist. Der Rat der Lichten ist für mich eine typische Organisation a la „Wir haben das sagen und ihr folgt“, soll heißen, die Mitglieder sind mir alle unsympathisch, weil sie alle nur als wichtig erachten, dass ihre Meinung vertreten wird beziehungsweise ihre Befehle befolgt werden. Das macht sie für mich zum größten Übel in dieser Geschichte und ich bin gespannt, was man noch von ihnen sehen wird. Auf Seiten der Dunklen hat man dann natürlich Asher, der nach und nach einem irgendwie ans Herz wächst. Er scheint eine ganze Weile zu brauchen, um sich seiner Gefühle bewusst zu werden, und irgendwie finde ich das süß, obwohl er eigentlich ein eher düsterer Charakter ist, wenn man bedenkt, an wie vielen stellen darauf angespielt wird, dass er einen Großteil seiner dunklen Macht wohl in sich verschlossen hat und ihn ziemlich alle Dunklen scheinbar aus Angst respektieren. Und ohne gewisser Anstöße seines Bruders Ceto und dessen Freundin Reia würde Asher sich seine Gefühle wohl nie eingestehen. Also sind wir froh, dass Ceto und Reia als gute Freunde auch noch mit von der Partie sind. Besonders weil die beiden auch für Mila enge Vertraute werden. Alles in allem kann man also sagen, die Charaktere sind durchweg eine Freude, jeder hat seine Daseinsberechtigung und man freut sich, sie im kommenden Teil wiederzusehen. (3/4) Wenn ich von der Welt anfange, in der Ashes and Souls spielt, muss ich natürlich erst mal mit Prag anfangen. Ich war noch nie dort. Ich kann nicht sagen, wie authentisch die Stadt beschrieben wurde. Aber ich habe einige der im Buch erwähnten Orte gegooglet und fand, dass sie gut beschrieben wurden. Wesentlich spannender finde ich die Beschreibung der Welt der Lichten und der Dunklen. Die verschiedenen Sphären, die durch Portale erreicht werden können. Ich liebe es, wenn Welten auf gefühlt verschiedenen Ebenen aufgebaut werden. Und hier ist es sehr spannend, dass die Sphären so individuell gestaltbar sind von den Ewigen. Man hat das Gefühl von Unendlichkeit, einfach weil man sich so viele verschiedene Dinge vorstellen kann. Die relevanten Sphären, die feste Schauplätze der Story sind, werden bildlich beschrieben, was einem eine Art Orientierung bietet. Mich würde es nicht mal wundern, wenn es vielleicht wirklich solche anderen Sphären neben unserer Welt gibt. Für mich ein schön gestaltetes Setting. Der Schreibstil von Ava gefällt mir sehr gut. Ich habe von ihr bisher nur „Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen“ gelesen und schon da war mir aufgefallen, dass sie ein Talent dafür hat, viel Gefühl in ihre Geschichten zu legen. Das ist ihr hier auch wieder gelungen finde ich. Um mit Worten so gut Gefühle rüber bringen und Orte lebendig werden zu lassen braucht man Talent, und diese Frau hat dieses Talent. Kommen wir zum letzten Punkt, der Gestaltung. Hier möchte ich vor allem das Cover hervorheben. Ich finde es wunderbar. Das Cover trägt so viele wichtige Elemente zusammen. Die Silhouette einer Stadt, die wahrscheinlich Prag ist, der goldene Horizont und der Rauch, wo Gold und Rauch laut dem Untertitel offensichtlich eine wichtige Rolle spielen, und der Flügel, der prominent im Bild heraussticht. Das Cover gibt einem meiner Meinung nach genug Hinweise, worauf man sich bei diesem Buch einlässt, noch bevor man den Klappentext überhaupt gelesen hat, und das ist die Aufgabe eines guten Covers in meinen Augen. Fazit: Insgesamt ist „Ashes and Souls – Schwingen aus Rauch und Gold“ ein gelungener Auftakt einer Fantasy-Dilogie, die große Lust darauf erweckt, den zweiten Teil direkt hinterher zu lesen. Das größte Manko für mich war die anfängliche Problematik, in die Story rein zu finden, weswegen ich nicht die volle Punktzahl geben kann. Dennoch lese ich jetzt direkt Band 2, denn der ist ja zum Glück ebenfalls bereits erschienen. Insgesamt würde ich das Buch mit gutem Gewissen empfehlen. 4 / 5 Sterne