Susanne Matiaschek
"Der Bodyguard” von Sonja Rüther klang unheimlich spannend und definitiv absolut nach meinem Geschmack. Der Schreibstil ist sehr angenehm und einnehmend, so das ich flugs in der Story verschwunden war. Den Prolog empfand ich als spannend und ziemlich mysteriös. Mir war klar, dass es mit den nachfolgenden Ereignissen sehr viel zutun haben würde, aber noch konnte ich mir keinen rechten Reim darauf machen, dafür war es mir noch zu unklar und verschwommen. Die Autorin hat jedoch hier schon eine große Tragik vor Augen geführt, die definitiv zum grübeln brachte. Maik, der Bodyguard war mir sofort unheimlich sympathisch. Er ist sehr leidenschaftlich, stark und weiß, sich in gefährlichen Situationen zu behaupten. Dennoch hat er auch eine sehr weiche und empathische Seite, die ihm im Ernstfall das Genick brechen könnte. Aufgrund dessen war ich auch sehr skeptisch, was seine Aufgabe als Personenschützer aangeht.Im Laufe des Geschehen, gelang es ihm ,mich immer wieder zu überraschen und sich komplett in mein Herz einzuschleichen. Lynn war für mich dagegen ein absolutes Mysterium. Eine junge Frau mit vielen Gesichtern. Frech, wild, provokativ und sich stets ihrer Position bewusst. Eine geschundene Seele, die mehr verbirgt, als man denken würde. Sie ist ein Charakter, der mich sehr fasziniert hat. Mich zum lachen brachte, aber auch zur Weißglut getrieben hat. Und trotzdem mochte ich sie unglaublich gern. Weil sie Stärke und Größe bewiesen hat und sich durchweg durchbiss, egal was auch kam. Mein absolutes Highlight waren Lisa und Jonas. Nicht nur ein Fels in der Brandung. Sie haben das Geschehen unglaublich aufgelockert und mich wahnsinnig oft zum lachen gebracht. Durch sie wurde es einfach leichter, intensiver und lebendiger. Ohne sie, wäre diese ganze Welt nur halb so gut. Zusammengenommen sind die Charaktere authentisch und absolut greifbar. Im Laufe des Geschehen entwickeln sie immer mehr Tiefe, so dass man sich gut in sie hineinversetzen kann. Bei Lynns Background, sprich ihren Eltern hätte ich mir gewünscht, dass man sich intensiver mit Ihnen auseinandergesetzt und mehr Details eingearbeitet hätte. Gerade was die Vergangenheit betrifft. Für mich waren sie schwer zu greifen. Da wäre definitiv mehr drin gewesen, was es zudem auch viel tragender und spannender gemacht hätte. Die Story selbst hat mir recht gut gefallen. Auch wenn es nicht durchgängig actionreich zuging, und es die ein oder andere Länge gab. Durch Maiks Perspektive, bekommt man sehr viel von seinem Gedanken – und Gefühlsleben mit. Dadurch wird die Spannung etwas gemindert. Und er erscheint verletzlicher und weicher, als er sein sollte. Die Präsenz der Bedrohung ist durchweg spürbar und immer präsent. Es entwickelt sich eine Tragik, die ich so niemals erwartet hätte und die mich teilweise ziemlich erschüttert und sprachlos gemacht hat. Dabei geht es weniger um die Bedrohung selbst, als vielmehr um das Warum. Es bringt zum nachdenken. Man wird in eine Tragik hineingeworfen, die zum greifen nah ist und doch so unendlich weit entfernt scheint. So schnell, so rasant, so zerstörerisch. Dabei geht es um Besessenheit, Rache und Empathie. Die Autorin webt hier Themen ein, die nicht eindimensional sind, aber eine große Ernsthaftigkeit hervorbringen. Es geht um Gerechtigkeit die niemals erreicht werden kann. Vor diesem Hintergrund entwickelt Maik fast übernatürliche Fähigkeiten und versucht alles, und das um jeden Preis. Dadurch das es sehr nervenzehrend und wendungsreich war, konnte es mich durchweg fesseln und gerade am Ende, musste ich ordentlich schlucken. Mir hat es extrem gut gefallen, wie vielschichtig das Ganze ausgearbeitet wurde, weil man dadurch auch selbst gefordert wurde. Es geht hier nicht nur um böse und gut. Es geht darum ,was Ereignisse aus dem Menschen machen. Das sie den Halt verlieren können und demzufolge auch das eigene Ich. Wenn dir all das genommen wird, was bleibt dir dann noch? Was ist noch erstrebenswert, wenn alles in Schutt und Asche liegt? Im Endeffekt ist es ein solider Romance- Thriller, in dem es vordergründig um zwischenmenschliche Aspekte geht. Immer klar die Liebesromanze als Hintergrund. Die Actionszenen waren gut durchdacht, aber für mich nicht tief und brennend genug. Gerade das Ende hätte man noch mehr ausbauen können. Sehr gut für zwischendurch, leider aber nicht mehr. Fazit: Manipulativ, intrigant, zerstörerisch. Der Bodyguard entwickel Tragik und Brisanz. Leider nicht so actionreich wie erhofft. Dafür wird hier mit zwischenmenschlichen Aspekten und ernsten Themen gepunktet, die zum nachdenken bringen. Ein Romance-Thriller, der zum lachen, lieben und mitfiebern bringt. Aber auch seine Längen hat. Sehr gut für zwischendurch.