Matzbach
Ein reicher Privatgelehrter wird ermordet in seiner Bibliothek aufgefunden. Da seine Schwester im gemeinsam genutzten Wohnhaus zur Tatzeit ein Treffen von Frauenrechtlerinnen veranstaltet und dafür den Bediensteten frei gegeben hat, gibt es fünf potentielle Täterinnen, die zwar alle eine Gelegenheit gehabt hätten, aber kein Motiv haben. Der ermittelnde Inspektor Karl Winterbauer deckt nach und nach die Geheimnisse der fünf Frauen auf und kommt ihnen dabei emotional sehr nah, ohne aber die Tat/die Täterin zu überführen. Gerade als er ihnen bei einem erneuten Treffen eröffnen möchte, dass die Ermittlungen eingestellt werden sollen, geschieht ein zweiter Mord, wieder in der Bibliothek. Das Opfer ist der Ehegatte der Schwester/ der Schwager des ersten Opfers. Wieder rücken die fünf Frauen in den Fokus, doch diesmal scheint der Täter schnell gefasst. Doch Winterbauer erfährt die Wahrheit erst spät, und zwar zu einem hohen Preis. Ulrike Ladners Buch beschreibt die Gesellschaft Wiens im ausgehenden 19. Jahrhunderts eindrucksvoll und spannend. Nicht nur die Mordermittlungen, auch der Kampf der Frauenrechtlerinnen für das Aufbrechen der alten Geschlechterrollen und die verklemmte Sexualmoral werden dem Leser anschaulich verdeutlicht. Einziger Wermutstropfen: bei allem Bemühen um eine adäquate Sprache ist Frau Ladnar ein Ausrutscher passiert. Ich glaube kaum, das das Wort "Flirtmodus" im Vokabular damals lebender Menschen vorhanden war.