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wordwhispering

Posted on 19.7.2020

Meine Meinung Wer mich schon länger verfolgt, der weiß, dass ich mich mit diesem Buch in ein für mich neues Genre gewagt habe. Romane lese ich eigentlich nie, aber ich probiere mich immer gerne aus, lese außerhalb meiner Komfortzone. Dieses Buch hatte vor allem einen zentralen Unterschied zu dem, was ich sonst lese: es war ruhig. Keine blutigen Kämpfe, keine Plottwists, die mich aus den Socken hauen oder fantastische Elemente. Von vorne bis hinten blieb es ruhig, deshalb aber nicht langweilig. Wir erleben hier einen langen Rückblick auf die Ehe von Maggie und Frank, erleben Höhen und Tiefen mit und vor allem, dass nicht immer alles glatt läuft oder man immer glücklich ist. Die beiden haben einige Rückschläge zu verkraften. Für mich war es manchmal schwierig mich in die Elternperspektive reinzuversetzen, was schlicht und einfach daran liegt, dass ich eher die Tochterperspektive kenne. Deshalb war es für mich einerseits interessant mal die andere Seite zu lesen, andererseits hatte ich meine Schwierigkeiten alles nachvollziehen zu können. Im ersten Teil des Buches lesen wir Franks Sicht auf die Vergangenheit, er erzählt vom ersten Kennenlernen und den ersten Ehejahren. Trotzdem wird immer wieder “das große Geheimnis” erwähnt, man bleibt dran und trotzdem erfährt man es nicht. Auch Maggie hat etwas zu verbergen und für meinen Geschmack wurde das Auflösen des Ganzen zu lange hinausgezögert, vor allem, weil man sich schnell denken konnte, worum es gehen würde. Der zweite Part aus Maggies Sicht hat wenig Neues gebracht, es ist nicht viel passiert, sodass ich dort etwas ins Stocken geriet. Auch bin ich mir nicht sicher, was genau das Buch mir vermitteln möchte. “Mehr reden” hätte hier einiges verändert, aber insgesamt wohl nicht alles retten können und irgendwie wusste ich nicht recht, was ich mitnehmen sollte. Dafür, dass das Buch durchweg sehr realistisch war, war das Ende dann mit Kitsch überladen, der einem New Adult Buch gleichkäme, was meiner Meinung nach sehr unpassend war. Abgeschlossen wurde mit einem Epilog, den ich ehrlich gesagt nicht mal richtig verstanden habe, weil – wie so oft in dem Buch – vieles angedeutet und umschrieben wurde, aber nicht beim Namen genannt, sodass man mehr raten konnte, was vor sich geht. Der Schreibstil war ansonsten aber sehr schön, viel Melancholie, eine traurige Stimmung, aber wirklich schön und schnell zu lesen. Kurze Übersicht + Schreibstil + realistische, ehrliche Darstellung einer Ehe und Familie + Gefühle werden gut rübergebracht (Verzweiflung, Trauer) — zweiter Teil des Buches war etwas langatmig — manche Dinge hätten deutlicher ausgedrückt werden können — Das Ende war unpassend kitschig Fazit Insgesamt ein schönes Buch, an das ich sicher nochmal denken werde. Eine Triggerwarnung wäre meines Erachtens nicht schlecht, denn es passieren einige Dinge, die wirklich heftig sind, sodass ich die Verzweiflung bis in mein warmes Bett gespürt habe. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

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