Ladybug
Den eigenen Weg finden Ella Hudson ist 13 und mitten in der Pubertät. Dass ihre Mutter sie und ihren Vater verlassen hat, weil sie sich selbst finden will, macht ihr Leben nicht gerade leichter, zumal sie sich von einigen der „coolen“ Kids gemobbt fühlt. Sie hat keine coolen Klamotten, findet sich nicht schön und kann nichts Besonderes. Noch dazu gilt sie als Musterschülerin, Langweilerin und Streberin. Angepasst und nett sein hat ihr rein gar nichts gebracht, also beschließt sie, ab sofort rebellisch zu sein und ihr altes Image gründlich zu überarbeiten … Ja, mit 13 hat man es nie leicht. Die Pubertät ist sehr schwer zu überstehen, daran kann ich mich bei mir selbst noch sehr gut erinnern. Dennoch empfand ich Ella auf weiten Strecken auch wirklich nicht sonderlich sympathisch. Da mochte ich ihre Freundin Jas sehr viel mehr – und immerhin ist die ja auch gerade pubertär. Im Laufe der Geschichte wandelt sich das Bild dann etwas, ich bekomme mit Ella ein bisschen Mitleid, bringe ein bisschen mehr Verständnis für sie auf und empfinde Jas streckenweise als spießig. Insofern sind also beide Mädchen perfekt getroffen: Pubertät mit allen Höhen und Tiefen. Mir ist aufgefallen, dass die Autorin so ganz „nebenbei“ diverse Themen mit eingeflochten hat. Das ist an sich nicht schlecht oder falsch, nur häuft es sich für meinen Geschmack so sehr, dass es stark auffällt und so wirkt, als wolle sie alles perfekt machen und jedem Leser damit zeigen, dass man darauf achten muss. Bei mir kommt das leider nicht ganz so gut an und ich befürchte, bei der Zielgruppe schon gar nicht. Ein guter Mensch sein wollen ist ja leider nicht ganz so leicht. Aber wenn man dann auch noch verdeutlicht bekommt, wo überall die Fallen lauern, kann das schnell überfordern. Ich denke, bei weniger Hinweisen ist es einfacher und die Zielgruppe kann sich selbst noch neue Ziele dazu stecken. Die Story ist unterhaltsam, aber streckenweise auch ein bisschen anstrengend. Der sich durchziehende running gag, dass öfter am Ende eines Kapitels ein Wort ein Sternchen hat und dann ein Stückchen weiter unten darauf eingegangen wird, ist auch ein bisschen schnell abgenutzt, zumal es ja immer gleich sichtbar ist. Dass Ella bei Auseinandersetzungen mit Lehrern und der Rektorin immer der Verlierer ist, erscheint mir auch ein bisschen dick aufgetragen. Die Begegnungen mit ihrer Mutter kann ich dagegen emotional komplett nachvollziehen. Nein, Geld entschädigt nicht für alles, aber wenn man verletzt ist und komplett allein, dann können Geschenke dieser Art schon kurzfristig für ein gutes oder zumindest besseres Gefühl sorgen. Und ja, dieser Trost verfliegt auch rasch wieder. Dennoch kann ich hier sowohl Ella, als auch ihre Mutter verstehen. Um die Beziehung wieder zu festigen, muss letztere Wege gehen, die nicht ganz so perfekt sind. Die Sache mit dem Rebellischsein – na ja, so ganz stimmt die nicht. Eigentlich rutscht Ella immer nur in Situationen, die ihr neu sind und die sie mehr oder weniger unglücklich löst. Das kann man als Rebellion sehen, muss man aber nicht. Für mich geht es mehr um typische Situationen im Leben eines pubertierenden Teenagers. Da gibt es die Langweiler, die Chaoten und die in der Mitte. Und dann wechselt das auch mal. Und eigentlich, also so ganz eigentlich, sind die Erwachsenen gar nicht so anders … Insgesamt ein nettes Buch. Vielleicht sind die Kids der Zielgruppe mehr begeistert und weniger gestresst. Von mir gibt es vier Sterne.