sommerlese
"Der Versuch einer abgasfreien Erziehung ist kläglich gescheitert. Theo liebt Autos. ...Ohne Autos hätte das Leben für Theo keinen Sinn." Zitat Seite 104 Glattauer liefert mit seinem Buch eine literarische Begleitung der Kindheit seines Neffen Theo. Mit einigen amüsanten und lebensnahen Beschreibungen zeigt er dessen Entwicklung, Erlebnisse, Sprachvermögen und Kindermund von Geburt an bis zum 14. Lebensjahr. Ein wenig erinnert mich das Ganze an den Film "Guck mal, wer da spricht". Wer Kinder hat, findet hier viele Parallelen zum selbst Erlebten und freut sich über diese Einblicke ins fremde Kinderzimmer. Die Anekdoten und Erlebnisse Theos haben mich sehr an die Kindheit meiner eigenen Kinder erinnert und ich musste häufig schmunzeln. Wie bei allen Kindern sind diese Bemerkungen witzig, werden aber sicher von den eigenen Angehörigen viel schöner gefunden als von Fremden. Besonders amüsiert habe ich mich bei dem authentisch geschilderten Zoobesuch. Denn dort zeigt sich wie Theo und alle Kinder wirklich die Welt sehen. Es sind nicht die Seelöwen oder Flamingos, die für Kinder ins Blickfeld rücken. Es sind verlorene Handschuhe, Pfützen und Regenwürmer, die Kinder begeistern oder zumindest neugierig machen. Sie sehen das Naheliegende. Glattauer zeigt auch, wie sein Neffe pädagogisch angeleitet wurde, natürlich nicht immer mit dem gewünschten Erfolg. So sind Kinder nun einmal. Was in der Theorie super klingt, muss noch lange nicht klappen. Es scheitert häufig in der Praxis an Zeitnot, am Nervenkostüm der Eltern oder schlicht und einfach am bockigen Kind. Witzig war auch Theo im Supermarkt. Mit Kindern kann man immer etwas erleben und sollte auf so manche Bemerkung à la "Kindermund tut Wahrheit kund" gefasst sein. Theo ist ein interessiertes, neugieriges Kind wie Abertausende andere auch und so stellt er Fragen. Er fragt einmal, zweimal und nochmal. In solchen Fällen können Kinder eine unerhörte Ausdauer an den Tag legen, die eigentlich begeistern sollte, aber meistens für die Betroffenen auch nervig werden kann. Glattauers Buch ist authentisch, liebenswürdig geschrieben und mit witzigen Aussprüchen angereichert, aber im Ganzen ist es dann doch zu viel des Guten.