Matzbach
Zwischen der ausgehenden Antike und dem Beginn des Mittelalters liegt die Zeit der Merowinger, der Herrscher des Frankenreichs. Diese Familie war äußerst blutrünstig und kannte keine Verwandten, wie schon das Beispiel Chlodwigs, des Gründers zeigt. angeblich beklagte er kurz vor seinem Tod, dass es keinen mehr aus seiner Familie gäbe, den er nicht beseitigt hätte. Diese Klage führte er aber keineswegs aus schlechtem Gewissen, sondern in der Arglist, dass sich vielleicht doch noch ein Überlebender zu erkennen gäbe. Kein Wunder, dass die folgenden gut zweihundert Jahre eine immerwährende Geschichte aus Bruderzwist, Bürgerkrieg und Mord darstellen. Martina Hartmann zeigt diese Geschichte, erweitert um einige Aspekte der Alltags, Religions- und Geistesgeschichte in ihrem Buch kenntnis- und detailreich nach. Das Problem besteht allerdings, wie so oft in der frühmittelalterlichen Geschichte, in der Dürftigkeit und Einseitigkeit der Quellen. So gibt es eigentlich nur Gregor von Tours, dessen Werk weitgehend überliefert ist, aber dieses wimmelt von einseitigen Verzerrungen, die dem das Weltbild des Verfassers geschuldet sind. Ganz oft fehlen auch archäologische Quellen, so dass das Wenige, das gefunden wurde, eigentlich nur aus Gräbern der Könige stammt, also wenig über den Alltag der Menschen in dieser Zeit aussagen kann. Das ist in etwa so, als wenn eine Katastrophe Deutschland bis auf Neuschwanstein auslöschen würde und in 2000 Jahren Historiker versuchen würden, die Wohnsituation der Deutschen anhand dieses Reliktes zu rekonstruieren. Getrübt wird der gute Gesamteindruck durch einige sprachliche Schlampereien, seien es Rechtschreibfehler, seien es fehlende Satzteile, die dann einen Satz unverständlich machen. Wofür gibt es eigentlich Lektoren?