Glitzer
„Vom Prinzen, der sich unsterblich in das bürgerliche Mädchen verliebt. Klingt doch wie aus einem Roman, oder nicht?“ (Prescott zu Silver in Kiss me twice) Worum geht’s? Silver ist top ausgebildet, gnadenlos – und einer von wenigen weiblichen Bodyguards. Doch leider haben ihre Klienten mit der Powerfrau oftmals ihre Probleme und sie verliert regelmäßig ihre Aufträge. Um etwas zur Ruhe zu kommen, fliegt Silver kurzerhand zu ihrem besten Freund Ryan nach Kanada. Doch statt Urlaub steht schon bald eine Jobmöglichkeit vor ihr: Prescot, skandalumwitterter Prinz des Königreichs Nova Scotia, benötigt Hilfe. Denn offenbar haben es nicht nur Paparazzi auf den nächsten Skandal, sondern auf jemand auf ihn abgesehen. Deswegen möchte er Silver als Undercover-Bodyguard – und Fake-Freundin! Kiss me twice ist Band 2 der „Kiss the bodyguard“-Reihe. Das Buch kann unabhängig von Band 1 gelesen werden, die Protagonisten aus Band 1 kommen jedoch vor und es gibt auch einige kleine Spoiler. Schreibstil / Gestaltung Das Cover ist in verschiedenen Blautönen mit etwas Grün gehalten. Überzogen mit Sprenkeln aus Silberfolie glitzert das Buch auch sehr schön. Das Cover ist ähnlich zu dem von Kiss me once, nur in anderen Farben. Es wirkt frisch und jugendlich, passt sehr gut zu seinem Jugendbuch. Das Buch wird linear aus Sicht von Silver und Prescot als Ich-Erzähler erzählt. Der Schreibstil ist locker-leicht, sehr energiegeladen und rasant. Das Buch lässt sich sehr gut lesen. Das Buch ist sehr gut verständlich und enthält keine erotischen Szenen. Mein Fazit Royals und Bodyguards! Gibt es eine bessere Mischung? Kaum. Dass es ausnahmsweise aber mal so ist, dass ein Mädchen als Bodyguard einen Prinzen beschützen muss, das hat man doch eher selten. Allein schon deshalb war mein Interesse an Kiss me twice geweckt. Dass mich eine derart turbulente Geschichte erwartet, bei der ich auf nahezu jeder Seite lachen muss, damit habe ich aber definitiv nicht gerechnet. Wie wird ihr eigentlich immer gekündigt? Das versteht Silver wirklich nicht. Die taffe Powerfrau ist super in ihrem Job als Bodyguard. Selbstbewusst, schlagfertig und alles andere als schüchtern lässt sie sich von ihren Klienten nur ungern etwas sagen oder sich gar angrapschen. Daher enden ihre Einsätze immer schnell. Als ihr Boss ihr vorschlägt, ihren besten Freund für eine Zeit lang in Kanada zu besuchen, kann Silver noch nicht ahnen, dass dieser Trip alles für immer verändert. Am Flughafen trifft sie auf einen jungen Mann – in der Frauentoilette – der offenbar ihre Hilfe braucht, um vor den Paparazzi zu entkommen. Sofort setzt Silvers Instinkt ein und sie hilft Prescot. Der Prinz ist fasziniert von ihr und möchte sie wiedersehen. Dass sich ihre Wege schnell wieder überkreuzen, kann er nicht ahnen. Denn bereits kurze Zeit später ist Prescot wieder in einer kompromittierenden Situation und Silver ist wieder da, um ihn zu retten. Da kommt Prescot auf die wahnwitzige Idee, Silver als Bodyguard anzustellen. Denn er vertraut seiner eigenen Leibgarde nicht, die immerhin auf der Gehaltsliste seines verhassten Onkels steht. Silver denkt aber gar nicht daran, sie ist für einen derartigen Einsatz auch gar nicht ausgebildet. Prescot hingegen lässt nicht locker, zu sehr möchte er eine Person an seiner Seite haben, der er vertrauen kann. Und seine brillante Idee, damit alles nicht auffällt? Silver soll seine Fake-Freundin spielen… Kiss me twice ist wie eine Bombe aus Brausepulver mit ganz viel Energiedrink – hier knallt es gewaltig und die Energie des Buches ist so ansteckend, dass man es gar nicht weglegen möchte und kann. Von Anfang an war ich von Silver und ihrer Art begeistert, die permanenten Witze und ihr trockener Sarkasmus waren höchst unterhaltsam. Als sie aufbricht nach Kanada zu Ryan und Ivy aus Band 1, nimmt das Chaos seinen Lauf. Ich muss wirklich sagen, dass ich selten ein Buch gelesen habe, dass derart schnell und turbulent verläuft, bei dem auf jeder Sache etwas passiert oder die kraftvollen Wortgefechte und Neckereien der Charaktere untereinander für Lacher sorgen. Kiss me twice ist ein Eichhörnchen auf Ecstasy, ein Duracell-Häschen mit drei Sonderbatterien. Vielleicht ist das Buch hochgradig überdreht und alle in dem Buch haben einen an der Klatsche – aber: Ich habe es geliebt. Sehr sogar. Es macht einfach so viel Spaß, ein perfektes Buch zum Abschalten und für die Lachmuskeln. Man muss sich natürlich auch vor Augen halten, dass es ein Jugendbuch ist und das hat die Autorin genial hinbekommen. Eine royale Romanze, jede Menge Intrigen, ganz viel Spannung, eine ungeheuer selbstbewusste Protagonistin und eine süßen Prinzen, der so gut wie jedes Skandalchen mitnimmt und sich den royalen Po von Silver retten lassen muss. Nebenbei gibt es Momente mit Silver und ihren Freunden, Einblicke in das Leben am Hof und das wohl durchaus als verkorkst zu bezeichnende Leben im Rampenlicht. Eine rundum gelungene Mischung. Hier darf auch mal geflucht, mit durchaus kreativen Drohungen um sich geworfen und jegliche Regeln gebrochen werden. Wann hat man schon mal ein Buch, wo die Protagonistin mit ihrem besten Freund saufen geht, der sich bei der Rückkehr nach Hause erst einmal in den Schirmständer übergibt? Kiss me twice bricht auf jeden Fall mit so manchem Klischee und macht dabei auch nicht vor mutmaßlichen Gendergrenzen halt. Silver zeigt, dass sie genauso gut dabei ist, wie ein Mann – naja, zumindest theoretisch. Denn so viel Bodyguard-Arbeit kommt in dem Buch gar nicht vor. Der Klappentext ist dahingehend auch etwas missverständlich, weil ihr Auftrag undercover ist und sie nach außen hin Prescots Freundin mimen soll, was zu manch kurioser Situation führt. Hierauf aufbauend entwickelt sich auch eine Beziehung zwischen den beiden. Ich muss sagen, dass sie als Streithähne sehr überzeugend waren, auch als Freunde gut funktionieren – aber für mich als Liebende nicht ganz treffend agiert haben. Es war für mich nicht ganz greifbar, an welcher Stelle Prescots Faszination in Gefühle umgeschlagen sind und wann Silver die professionelle Ebene, die sie sich auch immer wieder vorhält, verlassen hat. Es war einfach „zack, boom“ und die beiden waren verliebt. Es war zwar durchaus süß, wie Silver ihren Prinzlein immer beschützen wollte, aber hier hätte man vielleicht etwas mehr einbringen können. Dafür gab es allerdings jede Menge drumherum. Hui, wer hätte gedacht, dass es im royalen Leben so durcheinander zugeht? Hier jagt eine Intrige die nächste, es gibt Fehden, Gerüchte und ganz viele Fragezeichen. Schon beim Lesen stößt man immer wieder auf Leute, deren Motive man hinterfragt. Übergeordnet in der ganzen Geschichte ist der Streit um die rechtmäßige Thronfolge von Nova Scotia und Prescots ständige Verfehlungen durch Skandale und Blamagen. Es ist wirklich so, dass er jede sich bietende Gelegenheit mitnimmt, um vorgeführt zu werden. Das liegt oftmals an seiner etwas überstürzten Art, aber auch an seinem Drang, seine Familie beschützen zu wollen. Hier gibt es auf jeden Fall immer wieder humorvolle Erlebnisse, bei denen man Prescot schütteln möchte. Im Laufe der Geschichte erfährt man immer wieder von seiner Vergangenheit, dem regelrechten Drill des adligen Geschlechts und der hieraus resultierenden, teils immernoch andauernden Streitigkeiten. Zum letzten Drittel des Buches hin überschlagen sich die Ereignisse und es gibt Enthüllung um Enthüllung. Einiges davon hatte ich bereits vorher vermutet, da hier einige Brotkrumen in der Geschichte angelegt waren, andere Punkte hingegen haben sich etwas anders entwickelt als erwartet. Actionreich und voller Dramen entwirren sich so Stück für Stück die vielen Fragen, die auf dem Weg entstanden sind. Und man wird schnell feststellen: Am besten traut man niemanden. Die Auflösungen und ihre Entwicklungen haben mir gut gefallen, waren stimmig und passten in dieses etwas überdrehte Buch. Zusammenfassend empfand ich Kiss me twice als wunderbar unterhaltsames Buch mit jeder Menge Witz und tollen Wortgefechten. Die Story ist spritzig-rasant, es gibt eigentlich permanent etwas zum Lachen. Dennoch kommt auch die etwas ernstere Seite, wie etwa der Druck der Öffentlichkeit und das Leben im Fokus der Paparazzi, nicht zu kurz. Der Plot überrascht an einigen Stellen und mündet in ein starkes Finale. Es war eine wahre Freude, das Buch zu lesen, selbst obwohl ich seit Jahren aus der Zielgruppe heraus bin. Hier kann man Tränen lachen! [Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]