Chief Propaganda Officer
Hiergeblieben! ist ein Reiseführer, der deutlich macht, warum der Spruch "Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah" seine Berechtigung hat. Der Autor stellt 55 Reiseziele vor, von denen mir ein Großteil tatsächlich unbekannt war. Dabei scheint der Norden mit genau einer Sehenswürdigkeit vorne zu liegen, denn das Buch wird in 27 Sehenswürdigkeiten im Süden und 28 im Norden unterteilt. Was ich richtig cool fand: Die vorgestellten Ziele werden immer mit berühmten Orten in der Welt verglichen und einander gegenüber gestellt. Da gibt es zum Beispiel im Pott einen hinduistischen Tempel, der sich nicht vor denen in Asien verstecken muss, einen schiefen Turm wie in Pisa, allerdings in Thüringen, die größte Hängebrücke an der Rappbodetalsperre, die vielleicht oder auch nicht die in der Schweiz übertrifft. Man kann in Coburg Samba feiern wie in Rio, Geysire besuchen wie in Island und die Semperoper braucht sich vor keiner anderen in der Welt zu verstecken. Ob man jetzt die Skyline von Frankfurt wirklich mit der von New York vergleichen muss oder Babelsberg mit Hollywood ist eine andere Sache. Fakt ist, wir haben in Deutschland viele Ziele, die es wert sind, angesehen zu werden, ohne den ökologischen Fußabdruck durch Tausende Flugmeilen zu vergrößern. Dazu kommt, dass auch andere Ausflugs- und Restauranttipps gegeben werden, sodass man nicht nur kulturell, sondern auch knurrmagenmäßig befriedigt wird. Worauf ich in dem Buch allerdings gern mal verzichtet hätte, war der fehlgeleitete Machohumor des Autors. Vielleicht sollte in einer 2. Ausgabe mal ein sensibler Lektor noch mal über den Text gehen und ein paar Sachen dem Rotstift überlassen.